Mutmaßlicher Spionageballon USA wollen alle Trümmerteile finden
Die US-Marine sucht im Atlantik nach Trümmerteilen des abgeschossenen mutmaßlichen Spionageballons aus China. Der Vorfall belastet die Beziehungen zwischen den beiden Ländern - und in den USA sorgt der Umgang mit dem Vorfall weiter für Streit.
Die US-Marine hat Bilder veröffentlicht, die Soldaten bei der Bergung des mutmaßlichen Spionageballons aus China zeigen. Mit Schiffen, Unterwasserdrohnen und Helikoptern sucht das US-Militär derzeit nach Trümmerteilen des Ballons, der am Samstag vor der US-Ostküste von einem Kampfjet abgeschossen worden war. Ziel ist es, alle Teile des Ballons zusammenzutragen.
Mit den Bruchstücken wollen sich die US-Behörden ein möglichst genaues Bild davon machen, mit welchen Sensoren der Ballon bestückt war und wie er gesteuert werden konnte.
China erneuerte seine Kritik an dem Abschuss, der eine "klare Überreaktion" sei, wie eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking sagte. Eine Rückgabe forderte sie nicht direkt. Auf Fragen, ob China eine Rückgabe des Ballons fordere, sagte sie nur: "Das Luftschiff gehört den USA nicht."
Pentagon: China schlug Gesprächsangebot aus
Nach Angaben des Pentagons schlug Peking nach dem Abschuss des Ballons ein Gesprächsangebot aus. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, teilte in Washington mit, unmittelbar nach dem Abschuss des Ballons am Samstag habe das Pentagon ein Gespräch zwischen Ressortchef Lloyd Austin und seinem chinesischen Amtskollegen Wei Fenghe erbeten.
Die chinesische Seite habe dies jedoch abgelehnt. "Wir sind davon überzeugt, dass die Aufrechterhaltung offener Kommunikationswege zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China wichtig ist, um die Beziehungen verantwortungsvoll zu gestalten", erklärte Ryder weiter. Gerade in Momenten wie diesem sei die Kommunikation zwischen den Streitkräften beider Länder besonders wichtig. Die US-Seite bemühe sich weiter um offene Kommunikationskanäle mit Peking.
Republikaner attackieren Biden
In den USA ist über den Umgang mit dem Vorfall nun innenpolitischer Streit entbrannt. Prominente Republikaner warfen US-Präsident Joe Biden Schwäche gegenüber der aufstrebenden Großmacht China vor. Der Fraktionsführer der Republikaner im Repräsentantenhaus, Steve Scalise, sagte, es habe genügend Möglichkeiten gegeben, den Ballon bereits über dem Pazifik abzuschießen.
Stattdessen habe es der Präsident erlaubt, dass der Ballon seine Mission erfülle. Der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, erwiderte, derartige Kritik sei verfrüht und diene nur parteipolitischen Zielen.
Soll schon früher Ballonvorfälle gegeben haben
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sagte, die Tatsache, dass der Ballon so lange im US-Luftraum gewesen sei, habe den USA die Möglichkeit gegeben, viel über das Gefährt und seine Fähigkeiten in Erfahrung zu bringen. Man habe dafür Sorge getragen, dass der Ballon bei seinem Überflug keine wichtigen Informationen habe sammeln können.
Ähnliche Vorfälle hatte es Kirby zufolge schon unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gegeben. Mindestens drei Mal seien chinesische Ballons demnach während dessen Amtszeit kurzzeitig über den USA geschwebt. Das habe man aber erst nach dem Amtsantritt Bidens in Erfahrung gebracht.
Trump wies das zurück: Chinesische Ballons seien nicht in irgendeiner Form während seiner Zeit als Präsident über den USA unterwegs gewesen, schrieb er in seinem Online-Netzwerk Truth Social. Vertreter des Pentagons erklärten dagegen gegenüber US-Medien, während Trumps Amtszeit habe es solche Vorfälle gegeben, es sei aber erst später entdeckt worden, dass es sich bei den zunächst unerkannten Flugobjekten um chinesische Ballons gehandelt habe.