Demonstrationen gegen Gaza-Krieg Eskalation auf dem Unigelände
An mehreren US-Universitäten verschärfen sich die Proteste gegen den Krieg im Gazastreifen. Es kommt zu Festnahmen, an der Columbia University findet derzeit der Lehrbetrieb überwiegend online statt.
Pro-palästinensische Demonstrationen, wie derzeit in Yale im Bundesstaat Connecticut, gibt es an immer mehr Universitäten in den USA. Studierende campieren in Zelten, blockieren teils Campus-Zugänge. Immer häufiger kommt es nicht nur zu antisemitischen Beschimpfungen, sondern auch zu Handgreiflichkeiten und vereinzelt zu Gewalt.
"Es ist wirklich beängstigend. Als jüdischer Student in Yale fühle ich mich zum ersten Mal nicht mehr willkommen", sagt Netanel Crispe dem Fernsehsender Fox News:
Wenn ich mit meinen Kommilitonen über den Campus gehe, werden wir belästigt, auch körperlich angegangen. Wir werden mit Slogans wie 'Befreit Palästina' angeschrien. Wir können nicht mehr in Prüfungen gehen. Eine Freundin von mir bekam eine palästinensische Fahnenstange ins Auge und musste ins Krankenhaus.
Festnahmen in Yale und an der Columbia University
In Yale wurden am Montag Dutzende Studierende in Polizeigewahrsam genommen, nach Angaben der Studentenzeitung waren es 45.
An der Columbia University in New York hatte es bereits in der vergangenen Woche etwa 100 Festnahmen gegeben. Jetzt hat die Universitätsleitung den Lehrbetrieb größtenteils auf Onlinekurse umgestellt, weil Präsenzveranstaltungen zu unsicher geworden seien.
"Antisemitische Äußerungen und auch andere Äußerungen, mit denen Menschen verletzt und verängstigt werden sollen, sind inakzeptabel", heißt es in einer Erklärung von Universitätspräsidentin Nemat Minouche Shafik. Sie beklagt, dass sich Aktivisten von außen, die nichts mit der Columbia University zu tun hätten, unter die Protestierenden gemischt hätten. Trotz massiver Polizeipräsenz blieb die Lage auf dem Universitätsgelände, das mitten in Manhattan liegt, bis in die Nacht hinein angespannt.
Studierende berichten von "anti-islamischer Stimmung"
Auf die Frage, warum sie im Protestcamp ausharrt, sagt eine Studierende bei CNN: "Einfach um Solidarität zu zeigen mit den Studierenden, die schon festgenommen wurden - und natürlich mit den Menschen in Gaza."
Unter den pro-palästinensischen Demonstrierenden sind auch jüdische Studierende. Einer von ihnen betont: "Es wird sehr viel betont, dass jüdische Studierende gegen Antisemitismus geschützt werden müssen. Aber es wird weniger über palästinensische Studierende gesprochen, die anti-islamische Stimmung zu spüren bekommen."
Biden verurteilt Proteste
Auch US-Präsident Joe Biden hat sich geäußert und ist bemüht, beiden Seiten gerecht zu werden. Von Reportern nach den Protesten gefragt sagte er: "Ich verurteile antisemitischen Protest. Ich verurteile ebenso diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern passiert."
Umfragen zeigen, dass Biden gerade bei jüngeren Wählerinnen und Wählern Probleme hat - eine wichtige Gruppe, die vor vier Jahren zu seinem knappen Sieg bei der Präsidentschaftswahl beigetragen hatte. Von vielen wird Bidens Haltung zum Krieg in Nahost als zu einseitig pro-israelisch empfunden. Lautstarke Gaza-Proteste gibt es bei fast jeder Wahlkampfveranstaltung Bidens, auch wenn der nächste Universitätscampus weit entfernt liegt.