USA Moderate Republikaner wollen Trump verhindern
Nach der krachenden Wahlniederlage der Trump-Gegenspielerin Cheney bei der Vorwahl in Wyoming scheint festzustehen: Ohne den Ex-Präsidenten läuft nichts in der republikanischen Partei. Doch moderate Kräfte wollen das verhindern.
"Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit!", verkündete die abgestrafte und gedemütigte Liz Cheney vollmundig - just an dem Abend, an dem sie politisch alles verlor. Cheneys Mandat ist futsch: Aus dem Sattel gehoben hat sie Harriet Hageman, eine Trump-loyale Anhängerin der Mär vom großen Wahlbetrug. Was aber kann Cheney gemeint haben mit der Ankündigung, ausgerechnet jetzt gehe es richtig los?
"Spielen Sie mit dem Gedanken, für die Präsidentschaft zu kandidieren?", fragt eine NBC-Fernsehmoderatorin. "Ich denke darüber nach und werde mich in den kommenden Monaten entscheiden", lautet die Antwort. Cheney gegen Trump - das wäre ein atemberaubendes Duell. Aber wohl ein chancenloses für Cheney.
"Cheney steht vor Kamikaze-Einsatz"
Politischer Selbstmord, urteilt Sarah Longwell, die Gründerin des Trump-kritischen "Republican Accountability Projects" - und meint das positiv. "Sie steht vor einem Kamikaze-Einsatz für die Demokratie: Vielleicht kann sie nicht viele Republikaner umstimmen, aber die Wechselwähler. Das ist der Plan."
Und der geht so: Präsidentschaftswahlen in den USA werden von Swing Voters in Swing States entschieden, von moderaten Wechselwählern in jenen Bundesstaaten, die mal republikanisch, mal demokratisch wählen. Cheney könnte die große Bühne eines Präsidentenwahlkampfs nutzen, um erfolgreich gegen Trump Stimmung zu machen.
Gemäßigte Wechselwähler könnten entscheidend werden
Auf die gemäßigten Wechselwähler setzt auch Gunner Ramer vom konservativen Think Tank "Bulwark": und zwar schon bei den Midterm-Wahlen im November. Die Vorwahl-Sieger von Trumps Gnaden seien allesamt zu radikal für gemäßigte Wähler, sagt er: "Eine republikanische Vorwahl zu gewinnen ist das eine, mit dem Wahlbetrugsthema. Aber bei der eigentlichen Wahl finden Wechselwähler solche Kandidaten eher abstoßend."
An der Parteibasis kämen radikalisierte Trump-Loyale gerade gut an, aber nicht darüber hinaus, so Ramer. "Weil einige dieser republikanischen Kandidaten so extrem sind, sprechen sie moderate Wechselwähler nicht an. Das erhöht die Wahlchancen der Demokraten in Swing States."
Bringt Trump zu viele Altlasten mit sich?
Trumps Strategie, den Rückenwind eines Erdrutsch-Siegs der Republikaner im Herbst für das eigene Comeback zu nutzen, sei vielleicht doch nicht so ein Selbstläufer, wie der abgewählte Präsident gehofft habe. "Wenn viele der von Trump unterstützten Kandidaten im November verlieren, dann könnte das republikanischen Wählern klarmachen, welche Altlasten Trump mitbringt", sagt Ramer. "Dann könnten sie sich nach Alternativen umsehen, wie Ron DeSantis."
Auf DeSantis, den populären und ambitionierten Gouverneur von Florida, setzt auch Gavin Smith, der für die Trump-Regierung gearbeitet hatte, aber nach dem Sturm aufs Kapitol ausstieg. "Man kann Trump-Politik machen ohne die Altlasten des Mannes", sagt Smith. Dem Ex-Präsidenten gehe es längst nicht mehr um "America first", sondern nur noch um "Donald Trump first".