US-Politiker Der geschönte Lebenslauf des George Santos
Im November eroberte George Santos einen Sitz im US-Repräsentantenhaus für die Republikaner. Nun kommt heraus, dass Teile seiner Vita wohl erfunden sind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Moderatorin von Fox News brauchte nicht lange, um zu ihrer wichtigsten Frage vorzustoßen: "Schämen Sie sich nicht?", wollte Tulsi Gabbard von ihrem Interviewpartner wissen. Doch George Santos ließ sich nicht darauf ein. Er könne das gleiche über die Demokraten sagen. Joe Biden belüge die Amerikaner seit 40 Jahren und sei der Präsident der Vereinigten Staaten, sagte der frisch gewählte Abgeordnete der Republikaner.
Untersuchung eingeleitet
Doch die Ablenkung wird ihm nichts nützen. Der 34-Jährige hat Teile seiner Biographie erfunden, das steht inzwischen fest. Santos' Fälschungen seien geradezu atemberaubend, meinte auch die Staatsanwältin des Kreises Nassau in New York. Die Republikanerin hat nun eine Untersuchung eingeleitet, berichten US-Medien.
Seine Familie habe den amerikanischen Traum erlebt, doch dieser Traum sei für ihn ein Alptraum geworden, so hatte George Santos im Wahlkampf geklungen. Als konservativer und offen schwuler Republikaner gewann er den dritten Kongresswahlbezirk von New York, bisher sicher geglaubt von den Demokraten.
Unstimmigkeiten im Lebenslauf
Doch vor Weihnachten fielen der "New York Times" und anderen Unstimmigkeiten in seinem Lebenslauf auf. So hatte Santos zum Beispiel behauptet, Absolvent der Baruch Universität von New York zu sein. Die aber fand keine Unterlagen über ihn. Genauso wenig konnte das Bankhaus Goldman Sachs bestätigen, dass er, wie behauptet, dort gearbeitet hatte. Und auch für seine Familiengeschichte - er sei Abkömmling ukrainischer Juden - gibt es keine Beweise, berichten US-Medien.
Bei Fox News behauptete er, er sei jüdischer Herkunft, er habe sich immer als Jude identifiziert, obwohl katholisch erzogen.
Fast täglich werden neue Übertreibungen und Fälschungen aufgedeckt. Auch seine Angaben über seine Finanzen sind so unklar, dass nun sie das Interesse der Ermittler geweckt haben.
Wie das passieren konnte? "Der Schuldige ist Santos", aber es gebe ein paar Mitverschwörer, sagt Steve Israel, ein früherer Abgeordneter der Demokraten in New York, zum Beispiel die republikanische Partei, die ihn nominiert habe und die seinen ideologischen Extremismus über die Frage nach seiner Befähigung gestellt habe. Verantwortlich seien aber auch die Demokraten, die zu siegessicher waren, so Israel bei CNN.
Republikaner brauchen seine Stimme im Kongress
Am Dienstag tritt der neue Kongress zusammen, und noch will Santos dort seine Arbeit aufnehmen. Er freue sich darauf, twitterte er am Donnerstag. Etliche Demokraten fordern seinen Rücktritt, einige Republikaner wollen eine Untersuchung der Ethikkommission des Parlamentes. Nicht geäußert hat sich bisher Kevin McCarthy, der Fraktionschef. Er kann auf Santos vorerst nicht verzichten. Am Dienstag will er zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt werden und braucht dazu jede Stimme. Auch die des überführten Lügners.