Coup für The Onion US-Satiremagazin kauft rechtes Verschwörungsportal
Der US-Satirezeitschrift The Onion ist ein besonderer Coup geglückt: Das Magazin kauft die Website des rechten Verschwörungstheoretikers Jones. Unterstützt wurde es von Hinterbliebenen eines Schulmassakers, das er leugnete.
Nach einem Privatkonkurs des US-Verschwörungstheoretikers Alex Jones hat das Satiremagazin The Onion dessen rechtes Portal Infowars gekauft. "Letzte Sendung jetzt live aus den Infowar-Studios", schrieb Jones auf der Plattform X. "Sie sind im Gebäude. Ordnen Schließung ohne Zustimmung des Gerichts an."
The Onion erwarb das Portal bei einer Auktion von Jones' Vermögenswerten und wurde dabei von Angehörigen der Opfer des Schulmassakers in Newtown unterstützt. Im Jahr 2012 waren dabei 20 Grundschulkinder und sechs Lehrkräfte ums Leben gekommen.
"Die Gerechtigkeit, auf die wir lange gewartet haben"
Für die Hinterbliebenen bedeutet der Verkauf von Infowars nun zumindest ein bisschen späte Genugtuung. Jones hatte jahrelang behauptet, die Attacke an der Schule sei mit Schauspielern inszeniert worden, um strengere Waffengesetze zu erzwingen. Mehrere Familien verklagten ihn wegen Verleumdung und emotionalem Leid. Einige sagten aus, sie seien auch von seinen Anhängern bedroht worden. Jones wurde verurteilt, den Opferfamilien mehr als eine Milliarde Dollar Schadenersatz zu zahlen - dies führte zu seiner Insolvenz und zur Versteigerung.
"Die Auflösung des Vermögens von Alex Jones und das Ende von Infowars ist die Gerechtigkeit, auf die wir lange gewartet und für die wir gekämpft haben", erklärte Robbie Parker, dessen Tochter Emilie damals getötet wurde. Jones hat mittlerweile eingestanden, dass es das Massaker in Newtown sehr wohl gegeben hat.
Infowars war die zentrale Geldquelle von Jones. Er verkaufte dort unter anderem dubiose Nahrungsergänzungsmittel. Außerdem verbreitete er über das Portal diverse Verschwörungserzählungen und betrieb politische Meinungsmache.
Pläne für Infowars-Parodie
The Onion erwarb das Recht auf die Marke Infowars, die Webseite, die Konten in sozialen Medien, das Studio in Austin in Texas und das Videoarchiv. Wie viel das Magazin dafür auf den Tisch legte, ist unklar. Das Satiremagazin teilte mit, auf den Kanälen von Infowars werde es jetzt um die Verhinderung von Waffengewalt gehen. Partner sei dabei die Organisation Everytown for Gun Safety.
The Onion hat eine lange Tradition als Satire-Publikation und gehört seit diesem Frühjahr dem Tech-Unternehmer Jeff Lawson. Infowars solle im Januar als Parodie des bisherigen Portals neu aufgesetzt werden, sagte er der New York Times.
Jones hatte auf Unterstützer gehofft
Jones kündigte an, er werde rechtlich gegen den Kauf vorgehen. In seiner Sendung am Donnerstagmorgen wirkte er sichtlich bestürzt, steckte den Kopf zwischen die Hände. Er hatte gehofft, dass möglicherweise einige seiner Unterstützer seine Plattform ersteigern würden, damit er seine Arbeit dort fortsetzen könne.
Die versiegelten Gebote waren am Mittwoch geöffnet worden. Wer noch ein Gebot abgegeben hat und wie hoch es war, wurde nicht mitgeteilt. Unter anderem hatte der Trump-Vertraute Roger Stone Interesse bekundet. Jones hatte vor der Auktion gesagt, im Fall einer Übernahme durch seine Feinde stünden schon ein neues Studio sowie neue Social-Media-Kanäle bereit.