Ufo-Behördenchef nach Anhörung Pentagon streitet Ufo-Bergung ab
Die USA sollen außerirdische Flugobjekte geborgen und untersucht haben. Diesen Vorwurf äußerte ein Ex-Mitarbeiter des Pentagon unter Eid. Der Chef der Ufo-Behörde AARO zeigt sich darüber nun "zutiefst enttäuscht".
Der Leiter des Pentagon-Büros, das für die Untersuchung von Ufo-Vorfällen zuständig ist, hat sich von der Aussage eines hochrangigen Ex-Militärs über ein angebliches geheimes Bergungsprogramm mit scharfen Worten distanziert. Er bezeichnete die Behauptungen von David Grusch als "beleidigend" für Mitarbeiter, die Sichtungen untersuchen, schrieb Sean Kirkpatrick auf seiner persönlichen LinkedIn-Seite. Sein Statement wurde am Freitag über die sozialen Medien verbreitet. Dem US-Magazin "Politico " bestätigte Kirkpatrick die Authentizität des Schreibens. Er sei "zutiefst enttäuscht".
In seinem Memo kritisierte Kirkpatrick einen Großteil der Aussagen Gruschs, die den Glauben an außerirdisches Leben geweckt und weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. "Um es klar zu sagen, AARO hat noch keine glaubwürdigen Beweise gefunden, die die Behauptungen eines Reverse-Engineering-Programms für nicht menschliche Technologie stützen", schrieb Kirkpatrick. Zudem habe sich "die zentrale Quelle dieser Anschuldigungen" geweigert, mit dem AARO zu sprechen - damit dürfte Grusch gemeint sein.
Grusch: "Biologische" Alien-Überreste gefunden
Grusch war bis vor ein paar Monaten im US-Verteidigungsministerium zuständig für die Analyse ungeklärter Phänomene, kurz UAP (Unidentified Aerial Phenomenon) - im Volksmund also Ufos. So habe er auch Informationen über ein jahrzehntelanges Projekt des Pentagon bekommen: nämlich gecrashte UAPs zu bergen, untersuchen und nachzubauen. Direkten Zugang zu dem Projekt sei ihm von seinen Vorgesetzten verwehrt worden - auch deshalb, so der Major im Ruhestand, habe er sich entschlossen an die Öffentlichkeit zu gehen.
Gefunden wurden laut Grusch nicht nur die Flugobjekte der Aliens, sondern auch die "biologische" Überreste der außerirdischen Piloten, wie der Ex-Geheimdienstler bei einer Anhörung im Kongress behauptete. Ob er diese Alien-Leichen selbst gesehen habe, wurde er dort gefragt: "Nein, das habe ich selbst nicht gesehen."
Pentagon dementiert - auch Experten sind skeptisch
Das Pentagon dementierte Gruschs Vorwürfe. Es gäbe keine verifizierbaren Informationen, dass es ein solches Programm je gab oder gerade gibt.
Und auch bei Experten wie Adam Frank ist die Skepsis groß. Der Astrophysiker von der University of Rochester hat ein Buch über die Suche nach Aliens geschrieben. Behauptungen über geheime Regierungsprogramme wie die von Grusch würden seit mehr als 70 Jahren immer wieder erhoben, so Frank bei CNN: "Es ist nicht neu, dass die Leute sagen: Ich hab da was gehört, was jemand von jemand anderen gehört hat. Aber es gibt nie Beweise!"
Die Herkunft der meisten UAPs werde irgendwann ganz irdisch geklärt, so Frank - nur in rund sechs Prozent der Fälle nicht.
Ex-Kampfpilot: "Sichtungen sind keine raren Einzelfälle"
Ein solcher Fall ist das sogenannte "Tic-Tac"-Phänomen, ein ovales weißes Objekt, das zum ersten Mal 2004 in ruhigen Gewässern vor der Küste von Kalifornien gesichtet wurde - unter anderem von Kampfpilot David Fravor, damals Kapitän einer Flugstaffel. Er machte sogar eine Videoaufnahme, die inzwischen öffentlich ist.
Aber jahrelang seien diese Sichtungen totgeschwiegen und ignoriert worden, so Fravor vor dem Kongress. Dabei gehe es hier um die nationale Sicherheit: "Diese Technologie war allem weit überlegen, was wir haben. Wir reden über etwas, das hoch ins All und zurück kann, in nur wenigen Sekunden. Und es gibt nichts, was wir dagegen tun können."
Auch der Ex-Kampfpilot Ryan Graves beobachtete 2014 bislang unerklärte Phänomene: "Diese Sichtungen sind keine raren Einzelfälle, sie sind Routine. Militärangehörige und zivile Piloten, also Menschen deren Leben von akkuraten Informationen abhängt, machen häufig solche Beobachtungen." Graves fordert weniger Geheimhaltung und eine zentrale Stelle, wo alle UAP-Sichtungen erfasst, aufgearbeitet - und immer ernst genommen werden.
Mit Informationen von Julia Kastein, ARD-Studio Washington