Hunderte Kuhherden betroffen Kalifornien erklärt Vogelgrippe-Notlage
In Kalifornien grassiert die Vogelgrippe - und zwar in Milchbetrieben. Der Gouverneur hat nun eine Notlage erklärt. Fachleute warnen seit Monaten, dass sich das H5N1-Virus unter Menschen verbreiten könnte.
Seit im Frühjahr die ersten Vogelgrippe-Fälle in Milchviehbeständen bekannt geworden sind, damals in den US-Bundesstaaten Texas und Kansas, sind in den USA 61 Menschen an Vogelgrippe erkrankt. Genauer gesagt: 61 Fälle sind dokumentiert. Gerade erst hat das CDC (Centers for Disease Control and Prevention), die oberste Infektionsschutzbehörde der USA, einen ersten Fall mit schweren Symptomen bestätigt. Und: Kaliforniens Gouverneur erklärte offiziell eine Notlage.
Zur Begründung heißt es unter anderem: "Dies ist eine Maßnahme, um sicherzustellen, dass Regierungsbehörden über die Ressourcen und die Flexibilität verfügen, die sie benötigen, um schnell auf diesen Ausbruch zu reagieren." Aufbauend auf Kaliforniens Test- und Überwachungssystem werde man "weiterhin alle notwendigen Schritte unternehmen", um die Ausbreitung dieses Virus' zu verhindern.
"Müssen Beschäftigte und Tiere schützen"
Fachleute dürften das begrüßen. Seit geraumer Zeit warnen sie, dass die Behörden die Gefahr nicht ernst genug nehmen. Maurice Pitesky, Experte für Nahrungsmittelsicherheit und Epidemiologie an der University of Southern California, sagte im Fernsehsender ABC: "Bisher haben wir versucht, Folgen eines Ausbruchs zu begrenzen. Das ist wichtig. Wir müssen aber auch vorbeugend Beschäftigte und Tiere schützen."
In fast 650 Milchviehherden in Kalifornien ist das Virus nachgewiesen. Bundesweit in rund 850. Bisher wurde in wenigen Staaten so ausführlich getestet wie in Kalifornien - gut möglich, dass Infektionen unentdeckt blieben oder nicht gemeldet wurden. Seit Sonntag sind Tests vorgeschrieben, auch im US-Bundesstaat Illinois, berichtet Landwirtin Amy Hildebrandt im Lokalfernsehen.
Keine Viren in pasteurisierter Milch
Die Milchlieferungen per Tankwagen werden jetzt grundsätzlich in der Molkerei auf H5N1 getestet. Dabei geht es nicht zuletzt um Gesundheitsgefahren für Verbraucher, die Rohmilch kaufen - die ganz normale Milch aus dem Kühlregal ist pasteurisiert, die Viren dadurch zerstört.
Das größere Problem ist die massenhafte Ausbreitung der Viren, sagt James Paulson vom kalifornischen Scripps Research Institute. Das Virus vermehre sich in und auf dem Euter, Melkmaschinen würden kontaminiert und die Infektion verbreite sich. Durch zufällige Mutationen verändert sich dabei das Erbgut der Viren.
Paulson und einige Kollegen haben nun in einer Studie nachgewiesen, dass schon einzelne Mutationen die Wahrscheinlichkeit erheblich erhöhen könnten, dass sich das Virus so an den Menschen anpasst, dass es von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Er warnt: Das ist Grund zur Sorge: Das Virus könnte dann auch schwerere Symptome auslösen - bisher klagten Menschen, die sich angesteckt hatten, in erster Linie über übliche Erkältungssymptome.
Eine Maßnahme: Schutzkleidung
Was hat es also mit dem neuen Fall in Louisiana auf sich, dem ersten in den USA, bei dem schwere Symptome bekannt geworden sind? Hat sich das Virus schon so verändert, dass es sich schnell von Mensch zu Mensch verbreiten und eine schwere Krankheit auslösen kann?
In dieser Hinsicht beruhigen die Behörden fürs Erste: Der Patient ist mit einer anderen Variante des Virus' infiziert als dem, der auf Weiden und in Unterständen grassiert. Seine Erkrankung geht vermutlich auf Kontakt mit infizierten Wildvögeln zurück. Aber je weiter sich die Seuche in Milchvieh ausbreitet, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Virus zu einer gefährlichen Variante mutiert und sich schnell ausbreitet.
Mit der Erklärung einer Notlage stellt die Administration jetzt zusätzliche finanzielle und personelle Mittel bereit - um sicherzustellen, dass umfangreich getestet wird, dass Beschäftigte angemessene Schutzbekleidung tragen, und die Verbreitung durch Viehtransporte eingedämmt wird.