Demonstrationen in der Türkei Angriffe auf HDP und "Hürriyet"
Angesichts des Konflikts mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK wachsen die Spannungen in der Türkei. Nationalistische Demonstranten griffen die Zentrale der prokurdischen Partei HDP und den Sitz der Zeitung "Hürriyet" an. Auch in anderen Städten gab es Angriffe.
Aufgebrachte Demonstranten in der Türkei haben am Abend die Zentrale der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP und den Redaktionssitz der Zeitung "Hürriyet" angegriffen. In der Hauptstadt Ankara marschierten Dutzende Nationalisten zum HDP-Sitz, wie Bilder des Fernsehsenders CNN-Türk zeigten. Sie warfen mit Steinen und rissen das Parteizeichen an dem Gebäude ab. "Unsere Zentrale wird angegriffen, aber die Polizei erfüllt nicht ihre Pflicht", hieß es in einer Mitteilung der HDP über den Kurznachrichtendienst Twitter. Rauch stieg über dem Gebäude auf. Die Polizei trieb die Randalierer schließlich auseinander und bezog vor dem Gebäude Stellung.
In der südtürkischen Stadt Alanya wurde der örtliche HDP-Sitz in Brand gesetzt, wie CNN-Türk berichtete. Auch in mindestens sechs anderen Städten seien HDP-Büros von Demonstranten beschädigt worden. Nationalisten werfen der HDP vor, der politische Arm der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein.
Nach den jüngsten Anschlägen der PKK auf türkische Sicherheitskräfte hat sich die nationalistische Stimmung gegen die Kurden wieder verschärft. Die Regierung hatte die Friedensgespräche mit der PKK abgebrochen, einen Waffenstillstand aufgekündigt und Einrichtungen der PKK im benachbarten Nordirak bombardiert. Als Reaktion darauf verübte die PKK wieder zahlreiche Anschläge auf Polizisten und Soldaten, bei denen mehrere Menschen starben.
Auch "Hürriyet" im Visier der Demonstranten
In Istanbul belagerten gestern Anhänger der türkischen Regierungspartei AKP erneut die Redaktion der Zeitung "Hürriyet". Zunächst hätten sich etwa hundert Menschen vor dem Gebäude versammelt und sangen den Namen von Staatschef Recep Tayyip Erdogan sowie "Gott ist groß", berichtete die Zeitung auf ihrer Website. Dann hätten sie das Redaktionsgebäude mit Steinen beworfen und sich gewaltsam Zutritt verschafft. Die Polizei habe die Demonstranten zurückgedrängt, die dann erneut in Slogans die AKP priesen. Bereits am Sonntagabend hatten etwa hundert AKP-Anhänger das Redaktionsgebäude gestürmt.
Erdogan hatte in der Vergangenheit wiederholt die Mediengruppe Dogan kritisiert, zu der "Hürriyet" gehört. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu rief inzwischen zur Ruhe auf: Es ist inakzeptabel, Medien, Parteigebäude und Eigentum von Zivilisten zu beschädigen", schrieb der AKP-Politiker bei Twitter.