Unglück in Kasachstan Putin entschuldigt sich nach Flugzeugabsturz
Am Mittwoch stürzte ein aserbaidschanischen Passagierflugzeug ab. Nun hat sich Präsident Putin bei seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Aliyev entschuldigt. Von einem Abschuss sprach Putin nicht - gab aber zu, dass die Flugabwehr aktiv war.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich nach dem Flugzeugabsturz bei Ilham Aliyev, dem Präsidenten Aserbaidschans, entschuldigt. "Wladimir Putin entschuldigte sich dafür, dass sich der tragische Vorfall im russischen Luftraum ereignete", teilte der Kreml nach einem Telefonat der beiden mit.
Die Maschine mit der Flugnummer J2-8243 war laut Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines auf dem Weg von Baku nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Doch sie wich kurz vor der Landung vom Kurs ab, flog dann über das Kaspische Meer und verunglückte nahe der Stadt Aktau in Kasachstan - an der Ostküste des Kaspischen Meeres.
Nach Angaben von Putin war zu dem Zeitpunkt die russische Luftverteidigung in Tschetschenien aktiv. Grosny sei von ukrainischen Drohnen angegriffen worden und die Flugabwehr hätte diese abgewehrt, sagte Putin.
Putin: Flugabwehr war aktiv
Putin "sprach den Familien der Opfer erneut sein tiefes und aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung", teilte der Kreml weiter mit. In dem Gespräch sei festgestellt worden, dass das Flugzeug wiederholt versuchte, auf dem Flughafen von Grosny zu landen. "Gleichzeitig wurden Grosny, Mosdok und Wladikawkas von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen, wobei die russische Flugabwehr diese Angriffe abwehrte", teilte der Kreml mit.
Putin äußerte sich demnach nicht dazu, ob russische Raketen das Zivilflugzeug trafen. Experten gehen mittlerweile davon aus. Darauf deuten unter anderem Löcher im Rumpf sowie die Berichte von Überlebenden hin.
Gespräche mit kasachischem Präsidenten
Putin telefonierte wenig später auch mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew. Die beiden Staatschefs hätten sich angesichts russischer und kasachischer Todesopfer gegenseitig ihr Beileid ausgesprochen, teilte der Pressedienst des Kreml mit. Beide Seiten erwarten demnach eine "objektive und transparente" Untersuchung.
Tokajew hatte zuvor auch mit Aliyev gesprochen. Er habe ihm zugesagt, Kasachstan werde alles tun, um den Absturz umfassend und objektiv aufzuklären, sagte der kasachische Präsident im Anschluss.
Vorwürfe von Selenskyj
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf der Plattform X, er habe ebenfalls mit Aliyev gesprochen und sein Beileid ausgedrückt. Russland müsse Erklärungen geben und damit aufhören, Desinformationen zu verbreiten. Fotos und Videos zeigten eindeutig den Schaden am Flugzeugrumpf, der stark darauf hindeute, dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete getroffen worden sei.
In der Mitteilung des Kreml hieß es, russische Ermittler hätten ein Verfahren wegen Verstoßes gegen die Regeln für die Sicherheit des Flugverkehrs eingeleitet. "Die ersten Ermittlungsmaßnahmen sind im Gange, und es werden zivile und militärische Spezialisten befragt." Zudem seien zwei Mitarbeiter der aserbaidschanischen Generalstaatsanwaltschaft in Grosny. Sie arbeiten demnach mit Vertretern der russischen Seite zusammen.
Aserbaidschan sprach von Waffeneinsatz
Aserbaidschan, die US-Regierung und viele Militärexperten führten den Vorfall auf Waffeneinsatz zurück. Der aserbaidschanische Verkehrsminister Rashad Nabiyev sagte am Freitag: "Vorläufige Schlussfolgerungen von Experten deuten auf einen Aufprall von außen hin." Gleiches gelte für Zeugenaussagen. "Die Art von Waffe, die bei dem Aufprall verwendet wurde, wird während der Untersuchung ermittelt werden", sagte Nabiyev.
Überlebende sagten aserbaidschanischen Medien, sie hätten im Flugzeug laute Geräusche gehört, als es gerade über Grosny gekreist sei. Die Flugbegleiterin Aydan Rahimli sagte, nach einem Geräusch seien automatisch die Sauerstoffmasken im Flugzeug herabgelassen worden. Sie habe einem Flugbegleiter Erste Hilfe geleistet, dann sei ein weiterer Knall zu vernehmen gewesen. Es habe sich so angehört, als ob etwas die Maschine von außen getroffen habe.
Die Maschine der Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines mit 67 Menschen an Bord flog trotz ihrer Schäden über das Kaspische Meer. Bei der versuchten Landung in Aktau in Kasachstan stürzte sie ab. 38 Menschen starben, die anderen 29 Insassen überlebten verletzt. Dem beschädigtem Passagierflugzeug soll eine Notlandung auf einem russischen Flughafen verweigert worden sein - die russische Regierung bestreitet das.
Vizepräsidentin der EU-Kommission fordert rasche Untersuchung
Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Kaja Kallas, forderte eine rasche, unabhängige internationale Untersuchung des Absturzes. Die Berichte über einen möglichen russischen Beschuss würden "eindringlich an MH17" erinnern, schrieb Kallas auf der Plattform X.
Der Jet mit der Flugnummer MH17 stürzte vor zehn Jahren auf dem Weg von Amsterdam nach Malaysia über der Ukraine ab. Ein internationales Ermittlerteam kam zu dem Schluss, dass die Maschine der Malaysia Airlines offenbar von einer Rakete eines russischen "Buk"-Flugabwehrrakete abgeschossen wurde. Das Waffensystem stand währenddessen im von pro-russischen Separatisten besetzten Osten der Ukraine.