G20-Gipfel Bali will den schönen Schein wahren
Indonesiens Regierung erhofft sich vom G20-Gipfel mehr Aufmerksamkeit und mehr Touristen. Umweltaktivisten dagegen fürchten die Folgen für Natur und Klima. Doch Proteste wird es kaum geben - dafür sorgen Polizei und Militär.
Surf-Lehrer Yande sitzt im Sand, schaut aufs Meer und auf Militärboote. Daneben landen Linienflugzeuge und Privatjets der Regierungschefinnen und -chefs aus der ganzen Welt. Der Balinese freut sich, dass ein so wichtiges Ereignis wie der G20-Gipfel auf seiner Insel stattfindet.
"Für den Tourismus ist das sehr gut. Für den G20-Gipfel hat die Regierung alles aufgeräumt, die Straßen, den Strand. Es sieht so gut aus wie nie - alles für G20", sagt Yande.
Bali will sich von seiner besten Seite zeigen. Präsident Joko Widodo hofft, dass der Gipfel wieder mehr Touristen anlockt. Denn die Wirtschaft ist auf Touristen angewiesen, und die kommen seit der Covid-Pandemie nur langsam zurück.
"Mehr Verkehr, mehr Flüge, mehr Müll"
Auch Dian Paramita steht am Strand, sie sieht das eher kritisch: Mehr Touristen bedeuten auch mehr Autoverkehr, mehr Flüge, mehr Müll. Schon jetzt kämpft Bali mit Überflutungen. Wenn sie am Strand surfen geht, musste sie sich schon häufiger ihren Weg durch schwimmenden Müll bahnen.
"Müll von der Größe einer Pampers bis zur Größe einer Ameise. Ich kann mir vorstellen, dass die Fische aus Versehen das Plastik essen und wir wiederum die Fische", sagt Paramita.
Protestveranstaltung wieder abgesagt
Sie ist Mitglied der internationalen Klimaschutz-Organisation 350.org. Im Vorfeld des G20-Gipfels hatte Paramita eine Veranstaltung in einem Hotel in der Umgebung organisiert. Doch nach mehreren Anrufen der Polizei sagte sie diese wieder ab.
"Allein einen Kunstworkshop, eine Diskussion, eine Talkshow zu machen, ist uns verboten", sagt Paramita. "Das ist sehr enttäuschend. Sie nehmen uns das Recht, uns zu äußern, unsere Meinung zu sagen. Nur die Elite spricht über unser Leben. Das ist sehr unfair." Proteste erwartet sie kaum, auch nicht aus dem Ausland.
"Es ist für Ausländer nicht sicher, gegen die indonesische Regierung zu protestieren", erklärt Paramita. "Sie dürfen hierherkommen, arbeiten oder ihren Urlaub genießen. Aber nicht protestieren. So ist Indonesien nun einmal. Sie werden einfach abgeschoben, wenn sie gegen G20 protestieren."
30.000 Sicherheitskräfte für den Gipfel
Polizei und Militär stehen an jeder Straßenecke. Mehr als 30.000 Sicherheitskräfte sollen den G20-Gipfel schützen. Zudem wurden mehr als 2000 neue Kameras installiert. Sie blitzen weiß, wenn man an ihnen vorbeifährt, erkennen unter anderem Nummernschilder und Gesichter.
Stefanus Satake Bayu, Sprecher der Polizei von Bali, steht in der Kommandozentrale - vor Bildschirmen, die die ganze Wand bedecken. "Die Kameras beobachten die Straße, die Hotels der Staatschefs, den Hafen, Flughafen und sogar Busstationen", erklärt er.
Bewohner sollen zu Hause bleiben
Die Bewohner Balis sollen während der Gipfeltage zu Hause bleiben, damit die Lage auf den Straßen übersichtlich bleibt. Wie in Corona-Zeiten heißt es für sie: Homeoffice und Homeschooling. In den Hochsicherheitsbereich rund um die Gipfelhotels kommen sie sowieso nicht.
Sollte es trotz des Verbots zu lokalen Demonstrationen kommen, gibt es dafür schon einen Plan: "Wir werden die Proteste zentralisieren, nach Renon, das ist weit weg vom Gipfel", sagt Bayu.
Zudem sind religiöse Feste verboten, viele Geschäfte sollen schließen. Dabei hatten die sich so sehr auf die Gäste aus aller Welt gefreut.