Studenten in Bangladesch protestieren.

Gericht kippt Quotenregelung Hoffen auf Ende der blutigen Proteste in Bangladesch

Stand: 21.07.2024 12:41 Uhr

Blutige Massenproteste mit mehr als 100 Toten: In Bangladesch hatte eine von der Regierung geplante Quotenregelung schwere Unruhen ausgelöst. Das oberste Gericht hat nun Teile der Reform gekippt. Reicht das, um die Lage zu beruhigen?

In Bangladesch gibt es Hoffnungen auf ein Ende der blutigen Massenproteste. Das höchste Gericht in der Hauptstadt Dhaka kippte Teile einer umstrittenen Quotenregelung. Diese von der Regierung geplante Regelung hatte die Unruhen ausgelöst. Das Gericht entschied nun, dass bei der Vergabe von begehrten Regierungsjobs in 93 Prozent der Fälle die Leistungen der Bewerberinnen und Bewerber entscheidend sein soll. Lediglich für die restlichen sieben Prozent soll eine Quotenregelung kommen. Demnach sollen Stellen vorwiegend für Nachkommen von Soldaten, die 1971 für die Unabhängigkeit des Landes gekämpft haben, reserviert sein.

Das ursprünglich von der Regierung geplante System hatte hingegen 30 Prozent der Stellen für Kriegsveteranen vorgesehen. Zudem sollten insgesamt mehr als die Hälfte der Stellen für bestimmte Gruppen reserviert sein. Dass damit Absolventen aus regierungsnahen Familien bei der Stellenvergabe bevorzugt werden sollten, hatte heftige Studierendenproteste ausgelöst. Seit Wochen gab es fast täglich Demonstrationen. Gerade diese Regierungsjobs gelten als gut bezahlt und sicher. Und viele junge, gut ausgebildete Menschen in Bangladesch sind arbeitslos und ohne Perspektive.

Reaktion der Protestbewegung unklar

Ob das Urteil ausreicht, um die Lage zu beruhigen, ist unklar. Einem Anwalt zufolge, der protestierende Studentinnen und Studenten vertritt, rief das Gericht die Studierenden nach der Urteilsverkündung auf, "in die Hörsäle zurückzukehren". Die Studierenden hatten die vollständige Abschaffung das Quotensystems gefordert.

Die Sicherheitskräfte gingen zuletzt massiv gegen die Demonstrierenden vor. Seit dem Beginn der Gewalt am Dienstag seien mehr als 100 Menschen bei den Protesten getötet worden, meldete der Sender BBC Bangla unter Berufung auf Zeitungen. Offiziell bestätigt wurden die Opferzahlen nicht. Aktuelle Berichte vieler örtlicher Medien waren am Wochenende online nicht abrufbar. Die Regierung hatte Internet-, Telefon- und SMS-Verbindungen weitgehend gekappt. Trotz einer Ausgangssperre kam es weiterhin vereinzelt zu Zusammenstößen.

Mit Informationen von Charlotte Horn, ARD-Studio Neu Delhi

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 21. Juli 2024 um 14:00 Uhr.