Tod zweier Seeleute Spannungen zwischen China und Taiwan verschärfen sich
Die taiwanesische Küstenwache hat sich eine Verfolgungsjagd mit einem chinesischen Fischerboot geliefert. Dabei starben zwei Seeleute: Der Vorfall in der Taiwanstraße hat weitere Spannungen in den Beziehungen beider Länder zur Folge.
Ein tödlicher Vorfall in der Meerenge zwischen China und Taiwan hat die Spannungen zwischen den beiden Ländern erneut verschärft. Nachdem China nach dem Tod zweier Seeleute von einem "bösartigen Vorfall" sprach, rief Taiwans Ministerpräsident Chen Chien-jen beide Seiten zur Besonnenheit auf.
Auslöser des Streits zwischen Peking und Taipeh war das Kentern eines chinesischen Fischerbootes mit vier Menschen an Bord nahe der taiwanischen Insel Kinmen am vergangenen Mittwoch. Taiwanesischen Angaben zufolge drang das Boot illegal in seiner Gewässer ein. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd mit der taiwanischen Küstenwache kenterte das Boot, zwei Seeleute starben. Die anderen zwei konnten gerettet werden.
Bei der Verfolgungsjagd mit der taiwanesischen Küstenwache kenterte das chinesische Fischerboot.
Kinmen liegt nur wenige Kilometer von der südostchinesischen Stadt Xiamen entfernt. Laut Chen legte Taiwan 1992 eingeschränkt zugängliche und gesperrte Gebiete in den Gewässern dort fest. China erkennt diese nicht an und spricht von "traditionellen Fischereigebieten".
Taiwan ruft zur Zurückhaltung auf
China hatte nach dem Vorfall Aufklärung gefordert und die Präsenz seiner Küstenwache in der Region verstärkt. Laut der taiwanischen Nachrichtenagentur CNA gingen am Montag chinesische Beamte an Bord eines mit 23 Passagieren und elf Crew-Mitgliedern besetzten taiwanischen Touristenbootes, um es zu kontrollieren. Solche Kontrollen sind eher selten - und werden von Taiwan als Verletzung der eigenen Souveränität betrachtet.
"Wir hoffen, dass beide Seiten vernünftig und gerecht sind und miteinander kooperieren können", sagte nun Taiwans Regierungschef Chen vor dem Parlament. Zugleich appellierte er sowohl an China als auch an Taiwan, Fischerboote am illegalen Eindringen in geschützte Gewässer zu hindern.
Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng sagte, das Militär werde sich nicht einmischen und die Überwachung der Gewässer um die Insel Kinmen der Küstenwache überlassen, "weil wir einen Krieg vermeiden wollen". Er rief dazu auf, die "Angelegenheit friedlich zu regeln".
China betrachtet Taiwan als eigenen Landesteil
China betrachtet Taiwan als eigenen Landesteil und droht mit einer gewaltsamen Eroberung der Inselrepublik, obwohl es dort seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung gibt. Das Verhältnis der beiden Staaten ist deshalb seit vielen Jahren angespannt.