Im Hintergrund eines Rednerpultes im chinesischen Außenministerium steht auf Englisch und Chinesisch "Außenministerium".

Hackerangriff auf Bundesamt China wirft Deutschland "politische Manipulation" vor

Stand: 01.08.2024 15:39 Uhr

Mit scharfen Worten hat China auf die Vorwürfe aus Deutschland reagiert, einen Hackerangriff auf eine wichtige Bundesbehörde durchgeführt zu haben. Das Außenministerium in Peking warf der Bundesregierung "politische Manipulation" vor.

China soll hinter einem Hackerangriff auf das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) im Jahr 2021 stecken. So lauten zumindest die Vorwürfe der Bundesregierung an die Führung in Peking. Die hat sich nun gegen diese Anschuldigungen gewehrt. Man weise die "bewusste anti-chinesische politische Manipulation entschieden zurück", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. Seit geraumer Zeit würden Politiker und Medien im Westen immer wieder unbegründete oder sogar bewusst erfundene Informationen in die Welt setzen.

China habe sich stets gegen Cyberangriffe jeglicher Art ausgesprochen, sagte der Sprecher. Das Land sei selbst eines der Hauptopfer solcher Angriffe. Deutschland solle eine "verantwortungsvolle Haltung" einnehmen und "das Denken des Kalten Krieges" ablegen.

Chinas Botschafter wurde einbestellt

Nachdem der Verfassungsschutz zu dem Cyberangriff von vor drei Jahren ermittelt hatte, war die Bundesregierung gestern an die Öffentlichkeit gegangen, um den chinesischen Staat als Täter zu benennen. "Heute wissen wir, dass staatlich gesteuerte chinesische Cyberakteure zu Spionagezwecken das Netzwerk des BKG infiltriert haben", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch.

Der chinesische Botschafter sei aufgrund dieser Erkenntnisse einbestellt worden. Die Bundesregierung verurteile den Cyberangriff "staatlich gesteuerter chinesischer Akteure" gegen das BKG "auf das Schärfste", erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amts.

Die Zuordnung des Angriffs sei "auf Grundlage einer gründlichen technischen Analyse" erfolgt, fügte er hinzu. Innenministerin Nancy Faeser sprach von einem "schweren Cyberangriff". Er zeige, "wie groß die Gefahr durch chinesische Cyberattacken und Spionage ist".

Angriff blieb lange unentdeckt

Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie liefert aktuelle amtliche Geodaten für das gesamte Bundesgebiet. Außerdem führt es eigene Daten mit denen der Bundesländer sowie von Drittanbietern zusammen. Genutzt werden die Daten und Aufnahmen auch von Firmen aus dem Sicherheitsbereich. Die Behörde mit Sitz in Frankfurt am Main ist dem Innenministerium unterstellt. 

Ob die Cyberspione bei ihrem Angriff, der wohl über einen längeren Zeitraum unentdeckt blieb, explizit nach Informationen für diesen Nutzerkreis suchten, ist nicht bekannt. Der Sprecher des Innenministeriums erklärte gestern, die Angreifer hätten sogenannte Verschleierungsnetzwerke genutzt. Davon spricht man, wenn Hacker für eine Attacke Geräte von Privatpersonen und Unternehmen nutzen, um ihre Spuren zu verschleiern. Ein Netzbereich des Bundesamtes sei betroffen gewesen. Es gelte als gesichert, dass die Hacker erfolgreich aus den Netzen des BKG ausgeschlossen wurden, erklärte der Sprecher.

Verfassungsschutz: China ist einer der Hauptakteure

China ist, was gegen Deutschland gerichtete Spionage angeht, nach Einschätzung des Verfassungsschutzes neben Russland, dem Iran und der Türkei einer von vier Hauptakteuren. Im Verfassungsschutzbericht 2023 heißt es, bei der Vorgehensweise chinesischer Cyberspionageakteure sei "eine deutliche qualitative und quantitative Weiterentwicklung" festzustellen. 

China verfolge eine "offensive Cyberstrategie, die durch umfangreichen Wissenstransfer einen wichtigen Beitrag zu den industrie- und geopolitischen Zielen des Landes leisten soll", teilte das Bundesinnenministerium mit. Seit Anfang 2023 sei zudem eine Reihe von Cyberangriffen festgestellt worden, die sich schwerpunktmäßig gegen IT-Dienstleister gerichtet hätten, die Behördennetzwerke betreuen.

Mit Informationen von Markus Sambale, ARD-Hauptstadtstudio

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. August 2024 um 15:00 Uhr.