Syrien Sorge vor Eskalation nach Angriff auf iranische Botschaft
Bei einem Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus sollen mehrere ranghohe Mitglieder der Revolutionsgarden Teherans getötet worden sein. Der Iran beschuldigte Israel und kündigte eine "scharfe Reaktion" an.
Schwarzer Rauch steht über der Straße vor der iranischen Botschaft in Damaskus. Bilder in den sozialen Netzwerken zeigen das Nachbargebäude der Botschaft in Trümmern. Eine israelische Rakete soll dort eingeschlagen haben, so berichtet es die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana.
Medienberichten zufolge sei bei dem mutmaßlichen Angriff der israelischen Luftwaffe unter anderen ein General der iranischen Al-Kuds-Brigaden und sein Stellvertreter getötet worden. Diese Brigaden sind eine auf den Auslandseinsatz spezialisierte Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarde. Fachleuten zufolge sollen sie in Syrien, im Libanon und im Irak die Zusammenarbeit mit pro-iranischen Milizen wie zum Beispiel der libanesischen Hisbollah koordinieren.
Immer wieder israelische Angriffe in Syrien
"Es ist klar, dass Israel diese Angriffe durchführt, weil sie sehen, was im Libanon und Syrien passiert", erklärt der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Ramy Abdoulrahman, im Interview mit dem saudischen Fernsehsender al-Hadath. "Dieser Angriff ist eine Fortsetzung anderer Angriffe auf iranisches Personal in dieser Region. Es soll die Hisbollah und andere verunsichern."
Die israelische Luftwaffe greift immer wieder Ziele in Syrien an, aber auch im Libanon. Israel wolle damit vermutlich verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in Nachbarländern wie Syrien oder dem Libanon ausweiten, meinen Experten. Iran gilt als Erzfeind Israels, ruft immer wieder offen zur Auslöschung des jüdischen Staates auf.
"Zwingt den Iran fast zu einer Antwort"
Der aktuelle Angriff nahe der iranischen Botschaft in Damaskus könnte jetzt eine Eskalation der Spannungen in der Region bedeuten. Eine Reaktion des Iran könnte zu einer Ausweitung des Krieges führen, den Israel gegen die Hamas im Gazastreifen und ihre Verbündeten führt.
"Wenn es ein Nebengebäude der iranischen Botschaft trifft, also eine Rakete direkt auf iranischem Boden einschlägt, dann zwingt Israel den Iran fast zu einer Antwort", glaubt der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Ramy Abdulrahman. "Es könnte sein, dass zum Beispiel die Hisbollah zuschlägt und das als Reaktion auf den Angriff auslegt."
Der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian machte Israel für die Zerstörungen und Toten auf dem Gelände der Botschaft verantwortlich. Laut syrischen und iranischen Medien sollen die Luftangriffe "aus der Richtung" der von Israel besetzten Golanhöhen ausgeführt worden sein. Israels Armee kommentierte die Berichte zunächst nicht.
Irans klares Signal an Israel
Bereits Ende letzten Jahres wurde bei einem mutmaßlichen israelischen Luftangriff ein ranghoher General der iranischen Revolutionsgarden nahe Damaskus getötet. Das Regime in Teheran reagierte damals mit Raketenangriffen auf diverse Ziele in Syrien und im Irak.
Diese Angriffe wurden von Beobachtern als klares Signal an Israel gewertet. Denn die ballistischen Raketen legten damals etwa die gleiche Entfernung zurück, die solche Waffen vom Westen des Irans benötigen würden, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.