Sicherheitspersonal steht an einem Absperrband an der Unglücksstelle am Flughafen Muan in Südkorea.
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Bruchlandung in Südkorea Was über das Unglück bekannt ist

Stand: 29.12.2024 14:04 Uhr

Nach dem Flugzeugunglück in Südkorea sind die Ermittlungen zur Unglücksursache angelaufen. Eine zentrale Frage ist, warum die Maschine offenbar ohne ausgefahrenes Fahrwerk aufsetzte. Was bisher über das Unglück und die Opfer bekannt ist.

Was ist passiert?

Die aus der thailändischen Hauptstadt Bangkok kommende Maschine vom Typ Boeing 737-800 der südkoreanischen Jeju Air mit der Flugnummer 2216 verunglückte bei der Landung auf dem Flughafen im südkoreanischen Muan, etwa 300 Kilometer von der Hauptstadt Seoul entfernt. Das Flugzeug schoss bei der Landung kurz nach 9.03 Uhr Ortszeit über das Ende der Landebahn im südkoreanischen Muan hinaus. Sie prallte erst gegen einen Zaun und dann gegen eine Begrenzungsmauer und ging sofort in Flammen auf.

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie die Piloten versuchten, die Maschine offenbar ohne ausgeklapptes Fahrwerk zu landen - also eine Art Bruchlandung wagten. Das gelang nicht. Das Tempo war zu hoch, das Flugzeug schlitterte über die Landebahn, Funken sprühten, die Boeing krachte in die Mauer und ein Feuerball stieg auf. Nachdem das Flugzeug gegen die Mauer geprallt sei, wurden Passagiere aus der Maschine geschleudert, hieß es von Seiten der Feuerwehr. Die Überlebenschance sei "extrem niedrig" gewesen. 

Karte: Flugroute von Bangkok in Thailand nach Muan in Südkorea

Die Maschine war von Bangkok nach Muan in Südkorea unterwegs.

Wie viele Opfer gibt es?

An Bord der Maschine waren 181 Menschen - 175 Passagiere und sechs Crewmitglieder. 179 Menschen starben laut Angaben der Rettungskräfte in Muan. Nur zwei Menschen überlebten das Unglück. Sie konnten mit Verletzungen aus dem Wrack gerettet werden und wurden in eine Klinik gebracht. Es handelt sich um zwei Crewmitglieder, die ganz hinten in der Maschine auf den Plätzen für Flugbegleiter gesessen haben sollen.

Wer sind die Opfer?

175 Passagiere waren an Bord der Maschine, die auf dem Weg von Bangkok nach Muan im Südwesten Südkoreas war. Fast alle sind Südkoreaner, zwei Passagiere haben eine thailändische Staatsangehörigkeit. Nach Behördenangaben war der jüngste Passagier ein drei Jahre alter Junge, der älteste ein 78-Jähriger. Fünf der Toten seien Kinder unter zehn Jahren gewesen. Außerdem waren sechs Besatzungsmitglieder an Bord. Durch das verheerende Feuer sei es schwierig, alle Opfer zu identifizieren, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Was ist der Grund für die Katastrophe?

Bisher gibt es nur erste Erkenntnisse, die Untersuchungen sind gerade erst angelaufen. Sowohl der Fludatenschreiber als auch der Stimmenrekorder wurden jedoch bereits gefunden. Auch wenn bis zur Klärung der genauen Unglücksursache Monate vergehen könnten, verdichten sich die Hinweise darauf, dass das Flugzeug beim Landeanflug in einen Vogelschwarm geraten sein könnte.

Dem südkoreanischen Verkehrsministerium zufolge hatte der Tower die Piloten der Maschine kurz vor der Landung vor einem Vogelschlag gewarnt. Demnach vergingen "ungefähr drei Minuten" vom Hinweis des Kontrollturms auf den Vogelschlag bis zum Landeversuch des Flugzeugs. Den Angaben zufolge setzte der Pilot zwei Minuten vor dem Unglück einen Notruf ab.

Ein Vogelschlag könnte dazu geführt haben, dass das Fahrwerk nicht oder nicht vollständig ausgefahren werden konnte. Nach Angaben der amtlichen südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap unternahmen die Piloten einen ersten Landeversuch, brachen ihn aber ab und wagten dann eine Bruchlandung.

Eine gerettete Flugbegleiterin berichtete von Rauch, der aus der Turbine kam. Auch Augenzeugen am Boden sahen laut Yonhap Feuer an einer der Turbinen und hörten Knallgeräusche.

Das Verkehrsministerium erklärte, es sei "unwahrscheinlich", dass eine zu kurze Landebahn der Grund für das Unglück sei. "Die Landebahn ist 2.800 Meter lang und ähnlich große Flugzeuge haben sie ohne Probleme benutzt."

Die Airline teilte mit, an dem 15 Jahre alten Flugzeug seien bisher keine Fehlfunktionen aufgetreten. Es handelt sich also nicht erneut um eine Katastrophe mit der neuartigen und größeren Boeing 737-Max.

Was ist über die Airline bekannt?

Jeju Air wurde 2005 gegründet. Die Billigairline bietet zahlreiche Inlandsverbindungen sowie Flüge nach Japan, Thailand und auf die Philippinen an.

Für die Fluggesellschaft ist es das erste Unglück mit Todesopfern. Airline-Chef Kim E Bae entschuldigte sich für den Absturz. Er werde mit den Behörden bei der Aufklärung des Unglücks zusammenarbeiten. Die Unterstützung der Hinterbliebenen habe oberste Priorität. Der Flugzeughersteller Boeing erklärte, mit Jeju Air in Kontakt zu sein und für die Ermittlungen zur Verfügung zu stehen.

Mit Informationen von Thorsten Iffland, ARD Tokio

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. Dezember 2024 um 09:00 Uhr.