G7-Gipfel in Japan 19 Milliarden Euro gegen den Hunger
Um Hungerkrisen weltweit abzumildern, haben sich die G7-Staaten auf ein milliardenschweres Entwicklungshilfe-Paket geeinigt. Die regionale Landwirtschaft und der Handel sollen gestärkt werden. Hilfsorganisationen reicht das nicht.
Die G7-Staaten wollen in diesem Jahr 19 Milliarden Euro zur Bewältigung humanitärer Krisen bereitstellen. Das geht aus einem Kommuniqué des Gipfeltreffens im japanischen Hiroshima hervor. Demnach soll damit auch auf eine sich verschärfende Nahrungsmittelknappheit in vielen Teilen der Welt reagiert werden.
Die G7-Staaten drückten ihre "tiefe Sorge" über die verschlechterte Ernährungslage aus. Als Gründe wurden die Corona-Pandemie, schwankende Preise für Energie, Nahrung und Düngemittel sowie Klimawandel und Konflikte genannt. Der Krieg in der Ukraine habe die Ernährungskrise in der Welt verschärft. Die G7-Staaten sicherten zu, ihren Einsatz im Kampf gegen den Hunger zu verstärken.
Schulze: Mehr Landwirtschaft in Entwicklungsländern
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze lobte die Ergebnisse des Treffens. "Die G7 bleiben dran im Einsatz gegen den Hunger auf der Welt. Während die Folgen von Russlands Angriffskrieg Millionen Menschen in Entwicklungsländern in den Hunger getrieben haben, arbeiten wir in der G7 an Lösungen", sagte die SPD-Politikerin. Es gelte nun, die Entwicklungsländer unabhängiger zu machen von den Unwägbarkeiten des Weltmarktes - um weitere Ernährungskrisen zu verhindern.
Dafür müsse der regionale landwirtschaftliche Anbau und regionale Handel in den Entwicklungsländern gestärkt werden. Vor allem der Globale Süden brauche dafür die Unterstützung der G7-Staaten, so Schulze weiter.
"Nur eine klimaangepasste, nachhaltige Landwirtschaft, die die biologische Vielfalt erhält, kann die Grundlage für eine langfristige Versorgung mit gesunden Nahrungsmitteln für alle Menschen sicherstellen", so Schulze weiter. Zudem sei eine gute internationale Koordinierung ein Schlüssel bei der wirksamen Hungerbekämpfung.
Die Ministerin verwies auf das Bündnis für globale Ernährungssicherheit (GAFS), das die G7 im Jahr 2022 gemeinsam mit der Weltbank gegründet haben. "Dass die G7 sich jetzt ein Jahr später geschlossen zu einem weiteren und ganzheitlichen Engagement bekennen, ist ein starkes Zeichen der Solidarität mit dem Globalen Süden", fügte sie hinzu.
Oxfam wirft G7 entwicklungspolitisches Versagen vor
Internationale Hilfsorganisationen äußerten sich indes enttäuscht über die Beschlüsse des G7-Gipfels. Mit Blick auf anhaltende Waffenlieferungen an die Ukraine erklärte Oxfam: "Sie können unzählige Milliarden bereitstellen, um Krieg zu führen, aber nicht einmal die Hälfte dessen, was die Vereinten Nationen zur Bewältigung der schlimmsten humanitären Krisen benötigten."
Die UN hatten den Bedarf im Vorfeld des Gipfels auf 55 Milliarden Dollar beziffert. Oxfam warf den G7-Ländern deshalb entwicklungspolitisches Versagen vor: "Sie haben den Globalen Süden im Stich gelassen", so die Hilfsorganisation. Bemängelt wurde außerdem, dass es in Hiroshima weder einen Schuldenerlass für arme Länder noch einen überzeugenden Lösungsansatz für die weltweite Hungerkrise gegeben habe.
Ernährungsunsicherheit nimmt zu
Nach UN-Angaben ist die globale Ernährungsunsicherheit 2022 bereits das vierte Jahr in Folge gestiegen. Konflikte und Massenvertreibungen bleiben demnach der Hauptgrund für Lebensmittelkrisen.
Doch auch zunehmende Armut infolge der Corona-Pandemie oder des Ukraine-Kriegs, verschärfte Ungleichheit, schwere Unterentwicklung, die Klimakrise und Naturkatastrophen trugen demnach dazu bei.