Rückansicht einer Jacke mit der Aufschrift "Press".

Brief an Israel und Ägypten Deutsche Medien fordern ungehinderten Gaza-Zugang

Stand: 17.09.2024 10:15 Uhr

Internationale Journalisten dürfen den Gazastreifen seit Kriegsbeginn nicht mehr unbegleitet betreten. Mehrere deutsche Medienhäuser haben sich jetzt zusammengeschlossen und von Israel und Ägypten einen Zugang eingefordert.

Das unbegleitete Betreten des Gazastreifens ist für internationale Journalisten seit Kriegsbeginn fast unmöglich. Unabhängige Berichterstattung wird immer wieder erschwert. Ein Zusammenschluss mehrerer deutscher Medien hat die Regierungen in Israel und Ägypten jetzt in einem offenen Brief dazu aufgefordert, das zu ändern. Sie wollen ungehinderten Zugang für ihre Berichterstatter.

"Fast ein Jahr Krieg, und noch immer verhindern Ihre Regierungen, dass wir uns unbegleitet und unabhängig ein Bild über die Situation in Gaza machen können", heißt es in dem gemeinsamen Appell. "Der fast absolute Ausschluss internationaler Medien bei einer Krise dieser enormen weltweiten Tragweite ist in der jüngeren Geschichte beispiellos."

Unterzeichnet von privaten und öffentlich-rechtlichen Medien

Der offene Brief ist von Chefredakteuren und Intendanten von öffentlich-rechtlichen und privaten überregionalen Medienhäusern unterzeichnet: ARD, ZDF, Der Spiegel, Die Zeit und Zeit Online, taz, Süddeutsche Zeitung, Stern, Deutsche Welle, Bild, Welt, Arte, das Redaktionsnetzwerk Deutschland, Handelsblatt, RTL und n-tv sowie die Organisationen Reporter ohne Grenzen und der Deutsche Journalisten-Verband. Außerdem hat Deutschlands größte Nachrichtenagentur dpa unterschrieben.

Der Brief vom Montag richtet sich konkret an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. "Wir sind keine Konfliktpartei", betonen die Medien. Wer unabhängige Berichterstattung über diesen Krieg unmöglich mache, beschädige die eigene Glaubwürdigkeit.

Journalisten wissen um das Risiko

"Wer uns verbietet, im Gazastreifen zu arbeiten, schafft die Voraussetzungen, dass Menschenrechte verletzt werden." Den Berichterstattern sei das Risiko um ihren Einsatz im Gazastreifen bewusst - und sie seien bereit, es einzugehen. Von Ägypten fordern die Medien konkret den Zugang zu Gaza über den Grenzübergang Rafah. Die Medienhäuser sind derzeit auf Angaben palästinensischer Reporter angewiesen.

In der Vergangenheit gab es bereits mehrmals offene Briefe von Zusammenschlüssen auch aus internationalen Medien, die von Israel Pressefreiheit in Gaza forderten. Im November 2023 beispielsweise hatten sich 750 Journalisten auf der ganzen Welt zusammengeschlossen, um sich für eine unabhängige Berichterstattung im Gazastreifen stark zu machen.

Zugang nur mit israelischer Armee

Medien und Journalisten beklagten in den vergangenen Monaten immer wieder, dass ein ungehinderter Zugang zum Kriegsgeschehen nicht möglich sei. Internationale Journalisten konnten nur vereinzelt und in Begleitung der israelischen Armee nach Gaza reisen.

Die Angaben der Konfliktparteien zu Todeszahlen und Kriegsverlauf unterschieden sich deutlich, eine unabhängige Überprüfung ist bisher schwierig.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. September 2024 um 10:20 Uhr.