Krieg im Nahen Osten Hilfskonvoi im Gazastreifen geplündert
Mehrere Lastwagen mit Hilfslieferungen sind nach Angaben des Welternährungsprogramms im Gazastreifen geplündert worden. Zuvor soll der Konvoi von israelischen Soldaten an einem Kontrollpunkt abgewiesen worden sein.
Im Gazastreifen ist ein Hilfskonvoi mit 14 Lastwagen des UN-Welternährungsprogramms (WFP) nach dessen Angaben erst von der israelischen Armee abgewiesen und dann von einer Menschenmenge geplündert worden. Der Konvoi habe am Kontrollpunkt Wadi Gaza im Südosten des Palästinensergebiets zunächst drei Stunden stehenbleiben müssen und sei dann umgeleitet worden, erklärte das WFP. Daraufhin habe eine "große Menge verzweifelter Menschen" die Lastwagen gestoppt und etwa 200 Tonnen der Lebensmittelladungen mitgenommen.
Obwohl es der Konvoi nicht in den Norden des abgeriegelten Küstengebietes geschafft habe, "um die hungernden Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen, wird das WFP weiterhin alle Möglichkeiten ausloten, um dies zu erreichen", zitierte das WFP seinen stellvertretenden Exekutivdirektor Carl Skau. Große Mengen an Nahrungsmitteln, die zur Abwendung einer Hungersnot im nördlichen Gazastreifen benötigt würden, könnten nur auf der Straße transportiert werden.
UN drängen auf Zugang zu nördlichem Gazastreifen
Am selben Tag hatten Jordanien, die USA und weitere Nationen die bisher umfangreichsten Hilfslieferungen aus der Luft koordiniert. Nach US-Angaben wurden dabei mehr als 36.000 Mahlzeiten über verschiedenen Orten im Norden des Gazastreifens abgeworfen. Dabei handelte es sich laut der jordanischen Streitkräfte unter anderem um Lebensmittel, die teilweise vom Welternährungsprogramm stammen.
Die Vereinten Nationen drängen allerdings darauf, auch die Hilfslieferungen per Lastwagen auszuweiten. "Abwürfe sind ein letzter Ausweg und werden die Hungersnot nicht abwenden. Wir brauchen Zugangspunkte zum nördlichen Gazastreifen, die es uns ermöglichen, genügend Nahrungsmittel für eine halbe Million Menschen in großer Not zu liefern", so Skau.
Nach UN-Schätzungen befinden sich im Gazastreifen derzeit 2,2 Millionen Menschen am Rande einer Hungersnot - insbesondere im Norden des Gebiets, in den die israelische Armee bislang keinen Zugang für Hilfsgüter gewährt. Das WFP bezeichnete die Lage dort als "katastrophal".