Terror in Nahost Hamas droht mit Tötung israelischer Geiseln
Als Reaktion auf Israels Luftangriffe auf den Gazastreifen hat die radikalislamische Hamas mit der Tötung israelischer Geiseln gedroht. Israelische Rettungskräfte haben 100 Leichen in einem Kibbuz gefunden, den Hamas-Kämpfer überfallen hatten.
Die radikalislamische Hamas hat mit der Tötung israelischer Geiseln gedroht, sollte Israel seine Luftangriffe auf den Gazastreifen fortsetzen. Abu Obeida, Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, erklärte in einer Audiobotschaft, es sei in den vergangenen Stunden zu heftigen israelischen Angriffen auf zivile Gebiete gekommen, bei denen Häuser zerstört worden seien. "Wir haben beschlossen, dem ab sofort ein Ende zu setzen, und wir erklären, dass jeder Angriff auf unsere Leute in ihren Häusern ohne vorherige Warnung bedauerlicherweise mit der Hinrichtung einer der zivilen Geiseln, die wir festhalten, einhergehen wird."
Bei ihrem Großangriff auf Israel am Samstag hatte die radikalislamische Hamas rund 150 israelische Zivilisten auf brutale Weise als Geiseln genommen.
Der israelische Außenminister Eli Cohen verurteilte die angedrohte Tötung verschleppter Israelis: "Dieses Kriegsverbrechen wird nicht vergeben werden", warnte er. Israel sei entschlossen, die in den Gazastreifen entführten Israelis "im Geiste der gegenseitigen Verantwortung" nach Hause zu bringen, sagte er in einer Videobotschaft. "Wir fordern von der Hamas, keiner der Geiseln etwas anzutun."
Netanyahu: Offensive hat gerade erst begonnen
Als Reaktion auf den Hamas-Terror greift Israel Ziele im Gazastreifen an, in dem die Hamas die Macht hat. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu erklärte in einer Fernsehansprache, dass die Offensive des Militärs gerade erst begonnen habe. "Was wir unseren Feinden in den kommenden Tagen antun werden, wird in ihnen für Generationen nachhallen."
Mindestens 900 Tote
Israelischen Medien zufolge ist die Zahl der Menschen, die bei dem Großangriff der Hamas auf Israel am Samstag getötet wurden, auf mindestens 900 gestiegen. Mehr als 260 Tote gab es allein bei einem Musikfestival im Süden Israels. Der israelische Rettungsdienst Zaka berichtete zudem, dass mehr als 100 Leichen in dem ländlich gelegenen Kibbuz Beeri geborgen wurden, das Schauplatz eines Geiseldramas war.
Laut Israels Präsident Izchak Herzog wurden seit dem Holocaust nicht mehr so viele Juden an einem Tag getötet wie bei den Terrorattacken der Hamas am Samstag. "Seit dem Holocaust haben wir nicht mehr erlebt, wie jüdische Frauen und Kinder, Großeltern - sogar Holocaust-Überlebende - in Lastwagen gepfercht und in die Gefangenschaft gebracht wurden", sagte er.
Auch unschuldige Muslime und andere Gläubige hätten die Hamas-Anhänger gefoltert. Ganze Familien seien kaltblütig ermordet worden, sagte Herzog. "Wir werden mit voller Kraft und unerschütterlichem Engagement handeln, um diese Bedrohung für unser Volk zu beseitigen."
Angriffe in Israel, Gegenangriffe im Gazastreifen
Die Hamas setzte den Raketenbeschuss auf Israel fort. Bei mehreren Raketeneinschlägen auf Ortschaften im Umland von Jerusalem sollen mehrere Menschen verletzt worden sein. Die israelische Zeitung "Haaretz" gab die Zahl der Verletzten mit zehn an, darunter zwei Schwerverletzte.
Demnach schlug eine Rakete in Har Adar, 15 Kilometer westlich von Jerusalem, ein. Eine weitere habe die benachbarte arabische Stadt Abu Gosch und eine weitere in der israelischen Siedlung Betar Illit, rund zehn Kilometer südwestlich von Jerusalem, getroffen. "Haaretz" berichtete zudem über einen weiteren Einschlag im israelischen Siedlungsblock "Gusch Etzion" südwestlich von Jerusalem mit vier Verletzten, einem von ihnen sei schwer verletzt.
Etwa zeitgleich hatte die Hamas erklärt, eine Rakete sei als Reaktion auf die Bombardierung der Häuser von Zivilisten in Gaza auf Jerusalem abgefeuert worden. Auch in Tel Aviv ertönten die Sirenen.
Kämpfe auch im Norden Israels
Weitere Kampfhandlungen hatte es zuvor auch im Norden Israels gegeben, als Kämpfer vom Libanon aus die Grenze nach Jerusalem überquerten. Israels Armee reagierte eigenen Angaben zufolge mit Kampfhubschraubern und griff Ziele im Libanon an.
Israelische Soldaten hätten zuvor mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom nördlichen Nachbarland aus nach Israel vorgedrungen seien. Das israelische Fernsehen berichtete, Einwohner im Norden des Landes seien angewiesen worden, in Schutzräumen zu bleiben.
Israel hat nach Militärangaben Ziele im Libanon angegriffen.
Islamischer Dschihad bekennt sich
Inzwischen haben sich die Al-Quds-Brigaden, der bewaffnete Flügel der palästinensischen Bewegung Islamischer Dschihad, zu dem Angriff an der libanesisch-israelischen Grenze bekannt.
Im Süden Israels, dem Schauplatz des Hamas-Angriffs, erklärte der oberste Militärsprecher Israels, dass die Truppen die Kontrolle über die eingenommenen Gemeinden wiedererlangt hätten, dass es aber weiterhin zu vereinzelten Zusammenstößen komme, da einige Bewaffnete weiterhin aktiv seien.