Nahost-Konflikt Tote bei neuer Gewalt im Westjordanland
Die Spannungen im Westjordanland halten an: Bei Auseinandersetzungen wurden zwei Menschen getötet. Aus Protest gegen die israelischen Militäreinsätze begann ein Generalstreik. Auch aus dem Gazastreifen wurden Tote gemeldet.
Im von Israel besetzten Westjordanland nehmen die Spannungen zu: Nördlich von Hebron haben israelische Soldaten am Morgen zwei Palästinenser erschossen. Das palästinensische Gesundheitsministerium berichtete, es sei von den israelischen Behörden über den Tod der 18 und 19 Jahre alten Männer informiert worden. Armeeangaben zufolge hatten sie zuvor israelische Soldaten an einem Checkpoint angegriffen.
Nach Angaben der israelischen Armee schossen bewaffnete Palästinenser aus dem Westjordanland über die sogenannte Grüne Linie hinweg auf einen israelischen Kibbuz. Verletzt wurde niemand. Soldaten blockierten die Zufahrtswege in dem Gebiet und suchten in einem nahegelegenen Ort nach den Tätern.
Ein israelischer Siedler wurde leicht verletzt, als er eine palästinensische Fahne nahe einer Straße entfernte und dabei ein Sprengsatz explodierte.
Generalstreik im Westjordanland
Aus Protest gegen die israelischen Militäreinsätze im Westjordanland und im Gazastreifen findet im Westjordanland heute ein Generalstreik statt. Dazu aufgerufen hatte unter anderem die Fatah-Bewegung. In den Straßen von Ramallah herrschte am Morgen nach Angaben von Augenzeugen kaum Verkehr, Geschäfte waren geschlossen.
Bereits am Samstag hatten israelische Einsatzkräfte im Westjordanland einen größeren Einsatz ausgeführt. Dabei töteten sie Armeeangaben zufolge mindestens zehn Bewaffnete. Bei Gefechten in dem Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarem seien auch neun israelische Sicherheitskräfte verletzt worden. Das Gesundheitsministerium im Westjordanland meldete 14 Tote und mehrere Verletzte bei dem Einsatz, unter ihnen ein 16 Jahre alter Jugendlicher. Seit dem 7. Oktober wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums allein im Westjordanland 462 Palästinenser getötet. Sie starben ganz überwiegend bei israelischen Militäreinsätzen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Mehr als 20 Tote in Rafah
Auch aus dem Gazastreifen wurden Tote gemeldet: Bei israelischen Angriffen auf die Stadt Rafah im Süden sind nach örtlichen Krankenhausangaben 22 Menschen getötet worden, darunter 18 Kinder. Bei einem ersten Angriff in der Nacht seien ein Mann, seine Frau und deren dreijähriges Kind ums Leben gekommen, teilte das Kuwaitische Krankenhaus mit, in das die Leichen eingeliefert wurden. Die Frau sei schwanger gewesen, das Baby sei von Ärzten gerettet worden. Bei einem weiteren Angriff sollen 17 Kinder und zwei Frauen getötet worden sein, die laut Krankenhausangaben alle zu einer Familie gehörten.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee
Israel fliegt im Krieg gegen die militant-islamistische Hamas fast täglich Luftangriffe auf Rafah - eine Stadt, in die mehr als die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Gazastreifens geflohen sind. Israel hat trotz Bedenken der USA angekündigt, seine Bodenoffensive auf die Stadt auszuweiten, um dort die verbliebenen Hamas-Terroristen aufzuspüren.
Netanyahu will Druck auf Hamas erhöhen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte "weitere schmerzhafte Schläge" gegen die Hamas an. "Und dies wird in Kürze geschehen", sagte er in einer Video-Ansprache zum jüdischen Pessach-Fest, das am Montagabend beginnt. "In den kommenden Tagen werden wir den militärischen und diplomatischen Druck auf die Hamas erhöhen, weil dies der einzige Weg ist, unsere Geiseln zu befreien und unseren Sieg zu erzielen."
Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten indirekt über eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln, die bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober in den Gazastreifen entführt wurden. Israel war bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. Inzwischen wird aber befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten.