Medienberichte Weitere Lkw passieren offenbar Grenze nach Gaza
Erneut haben Medienberichten zufolge Lastwagen mit Hilfsgütern den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen passiert. Zuvor hatten die UN auf weitere Lieferungen gedrängt. Mehrere Organisationen bezeichneten die Lage in dem Gebiet als "katastrophal".
In Rafah hat offenbar ein Konvoi aus 17 Lastwagen die Grenze zum Gazastreifen überquert. Das berichteten ägyptische Medien. Der Konvoi fuhr von Ägypten aus in den Transitbereich der gemeinsamen Grenze, berichtete der Ägyptische Rote Halbmond. Nach ARD-Informationen haben die Güter allerdings noch nicht die Menschen erreicht.
Lastwagen mit Treibstoff sind am Grenzübergang Rafah unterwegs Richtung Gaza.
Die UN hatten bereits im Vorfeld auf weitere Lieferungen gedrängt. Zur Versorgung der notleidenden Zivilbevölkerung im Gazastreifen sind nach Ansicht von UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths pro Tag mindestens 100 Lastwagen mit Hilfsgütern nötig.
Bereits am Samstag passierten 20 Lastwagen die Grenze. Nach Angaben der Vereinten Nationen reicht dies allerdings nichts. Deren Ladung entspreche nur etwa vier Prozent der durchschnittlichen täglichen Einfuhren vor Beginn des Kriegs mit Israel. Es handle sich um einen "Bruchteil" dessen, was nach rund zwei Wochen Blockade nötig sei, erklärte das UN-Nothilfebüro (OCHA).
Im Gazastreifen gibt es nach UN-Angaben kaum noch Nahrungsmittel und Trinkwasser, seit Israel nach den Hamas-Terroranschlägen vom 7. Oktober die Belieferung eingestellt hat. Tausende chronisch Kranke und bei israelischen Raketeneinschlägen Verletzte brauchen UN-Angaben zufolge dringend medizinische Versorgung.
Aufruf mehrerer UN-Organisationen
In einer gemeinsamen Erklärung von UN-Behörden, darunter die Weltgesundheitsorganisation, das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk UNICEF, hieß es, mehr als 1,6 Millionen Menschen seien dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.
"Kinder sterben in alarmierendem Ausmaß, und ihr Recht auf Schutz, Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung wird ihnen verweigert", erklärten die Organisationen. Sie forderten eine humanitäre Waffenruhe und einen sofortigen ungehinderten humanitären Zugang zum gesamten Gazastreifen. "Die humanitäre Lage in Gaza war schon vor den jüngsten Feindseligkeiten verzweifelt. Jetzt ist sie katastrophal. Die Welt muss mehr tun", hieß es.
Einfluss auf psychische Gesundheit
Auch Nina Schöler, die als Psychologin und Psychotherapeutin für das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) arbeitet, berichtet vom Leid der Zivilbevölkerung. "Die Menschen zeigen auch jetzt schon während der akuten Kriegsereignisse eine große Bandbreite an psychischen Symptomen. Von Angst, Panikattacken, über Schlafstörungen, Albträume, depressive Symptome", sagte sie gegenüber der ARD. Viele Leute hätten körperlich nicht erklärbare Schmerzsymptome oder andere Probleme.
"Die Menschen in Gaza leiden seit Jahrzehnten psychisch sehr stark unter dem israelisch-palästinensischen Konflikt", sagte Schöler weiter. "Vor allem leben sie immer in einem Zustand der Unsicherheit und der Anspannung". Es könne jederzeit zu einer Eskalation kommen, wie man an der Entwicklung dieses Krieges sehe.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv