Hongkong Weitere Tiananmen-Mahnmale entfernt
Die "Säule der Schande" war erst der Anfang: Nur einen Tag später wurden in Hongkong weitere Mahnmale beseitigt, die an das Tiananmen-Massaker 1989 erinnerten.
In Hongkong gehen die Behörden weiter gegen die Zivilgesellschaft und gegen Erinnerungskultur vor. An der Chinesischen Universität ist am frühen Morgen eine Statue mit dem Namen "Göttin der Demokratie" abgebaut worden. An der Lingnan Universität entfernten Arbeiter ein Relief.
Zur Begründung wurden rechtliche Bedenken und Sicherheitsfragen genannt. Bei beiden Kunstwerken handelt es sich um Mahnmale zur Erinnerung an das Tiananmen-Massaker vom Sommer 1989 in Peking. Damals töteten Soldaten in der chinesischen Hauptstadt Hunderte Menschen, manche Schätzungen gehen von Tausenden Toten aus.
Hochschulen als Zentren der Erinnerung
Bislang war, anders als in Festlandchina, in Hongkong ein Gedenken an die blutige Niederschlagung der Demokratieproteste möglich. Die Hochschulen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion waren dabei stets Zentren der Erinnerung.
Seit der Verabschiedung eines sogenannten Sicherheitsgesetzes durch die chinesische Zentralregierung im vergangenen Jahr wird auch in Hongkong zunehmend gegen die Zivilgesellschaft vorgegangen.
Künstler erwägt rechtliche Schritte
Die am Morgen entfernte Statue der "Göttin der Demokratie" stammt von dem Künstler Chen Weiming und hatte ein Vorbild: ein Mahnmal, das Studierende bei ihren Protesten in Peking 1989 errichtet hatten.
Es sei traurig, dass die Mahnmale nun entfernt wurden, sagte der Künstler, der sich gerade in den USA aufhält, dem Nachrichtenportal Hong Kong Free Press. Er mache sich Sorgen, sein Kunstwerk könne zerstört werden und frage sich, wo es sich gerade befinde. Er denke auch über rechtliche Schritte nach, so Chen Weiming.
Möglichst wenig Aufmerksamkeit über Weihnachtstage
Bereits am Donnerstag wurde ein Tiananmen-Mahnmal beseitigt: die "Säule der Schande" des dänischen Künstlers Jens Galschiøt auf dem Campus der Universität Hongkong. Dass dies rund um Weihnachten geschieht, dürfte kein Zufall sein. Die chinesischen Behörden nutzen die Tage am Ende des Jahres häufig, um Aktionen durchzuführen, die im Westen möglichst wenig Aufmerksamkeit erhalten sollen. Hintergrund ist, dass viele Korrespondentinnen und Korrespondenten über Weihnachten frei haben und Medienhäuser nur mit minimaler Besetzung arbeiten.
China lehnt Einmischung in eigene Politik ab
Nächstes Jahr im Juli jährt sich die Übergabe Hongkongs von Großbritannien an die Volksrepublik China zum 25. Mal. Die chinesische Staats- und Parteiführung hatte für die ehemalige britische Kolonie weitreichende Grundrechte zugesagt: Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit.
Kritiker prangern seit Jahren an, die chinesische Zentralregierung untergrabe die zugesagte Autonomie Hongkongs systematisch und halte sich nicht an international gültige Verträge. Die Staats- und Parteiführung weist jegliche Kritik als Einmischung zurück. Was in Hongkong passiere, sei allein Chinas Angelegenheit.