Ein Helfer verabreicht einem palästinensischen Kind in Zawayda im zentralen Gazastreifen den Polio-Impfstoff.

Krieg in Nahost Impfkampagne gegen Polio in Gaza läuft gut an

Stand: 02.09.2024 16:44 Uhr

Die Sorge vor einer Ausbreitung der gefährlichen Polioviren im Gazastreifen ist groß. Doch nun gibt es erste Erfolge: 86.000 Kinder wurden bereits gegen das Virus geimpft. Hunderttausende weitere Impfungen sind geplant.

Nach dem ersten Fall von Kinderlähmung im Gazastreifen ist eine großangelegte Impfkampagne gut angelaufen. Bis Sonntag wurden laut einer Sprecherin des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA bereits 86.000 Kinder geimpft. Auch eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte, dass viele Impfstandorte gut besucht seien.

Seit Sonntag können Kindern in Impfzentren gegen das hochansteckende Poliovirus eine Impfung erhalten. In dieser ersten Phase sollen im Zentrum des Gazastreifens bis Dienstagnachmittag etwa 156.000 Jungen und Mädchen unter zehn Jahren geimpft werden. Sollten in dem Gebiet nicht mindestens 90 Prozent der Kinder erreicht werden, kann die Kampagne um einen Tag verlängert werden.

UNRWA berichtet von anhaltenden Kämpfen

Auf Drängen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Israel vor einigen Tagen "humanitären Pausen" im Gaza-Krieg zugestimmt, um insgesamt mehr als 640.000 Kinder gegen Polio impfen zu können. Israel sagte demnach räumlich und zeitlich begrenzte Feuerpausen zu, um Impfpersonal und Familien nicht zu gefährden.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Trotzdem bereiten fortgesetzte Kämpfe in dem Gebiet Probleme. "Die Kämpfe sind nicht vollständig eingestellt worden", sagte UNRWA-Sprecherin Louise Wateridge. Es habe immer wieder Militärschläge gegeben. Für manche Familien sei es zu gefährlich, zu den Impfzentren zu gehen. Ebenso sei es schwierig für mobile Impfteams, diese Familien zu erreichen, so Wateridge. Auch die Verteilung des Impfstoffs werde so erschwert. Feuerpausen würden nur in bestimmten Zonen zwischen 06.00 Uhr und 14.00 Uhr gelten. 

300 mobile Teams im Einsatz

Nach Angaben der WHO sollen 400 Impfstationen eingerichtet werden. Zusätzlich sind fast 300 mobile Teams unterwegs, die Familien aufsuchen, die nicht zu den Impfstationen kommen können. Die Polio-Impfung besteht aus zwei Tropfen Impfstoff pro Dosis, die den Kindern auf die Zunge geträufelt werden. Üblicherweise werden zwei Impfdosen im Abstand von vier Wochen verabreicht. Polio, auch Kinderlähmung genannt, kann lebenslange Lähmungen verursachen.

Kürzlich war der erste Polio-Fall seit 25 Jahren in dem Palästinensergebiet entdeckt worden. Im Juli hatte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zudem an sechs Orten im Gaza-Streifen Polioviren im Wasser nachgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARTE-Journal am 31. August 2024 um 19:20 Uhr.