Vorfall im Golf von Oman Iranische Revolutionsgarden kapern Handelsschiff
Iranische Revolutionsgarden haben im Golf von Oman ein Handelsschiff beschlagnahmt. Der Frachter gehört dem israelischen Milliardär Ofer und fährt unter portugiesischer Flagge. Israel spricht von Piraterie.
Die iranischen Revolutionsgarden haben laut Berichten der iranischen Staatsmedien im Golf von Oman ein Handelsschiff "mit Verbindungen" nach Israel beschlagnahmt. Das Containerschiff "MSC Aries" sei in einem Hubschraubereinsatz von Spezialeinheiten der Revolutionsgarden beschlagnahmt worden und werde in Richtung Iran umgeleitet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Videoaufnahmen, die der Nachrichtenagentur AP vorlagen, zeigten, wie Soldaten sich aus einem Hubschrauber abseilen und das Schiff entern.
Der Konzern MSC, in dessen Auftrag der Frachter unterwegs ist, bestätigte die Beschlagnahmung und erklärte, man arbeite mit den zuständigen Behörden zusammen. Ziel sei die Rückgabe des Schiffes und das Wohlergehen der 25 Besatzungsmitglieder.
Reederei gehört israelischem Milliardär
Die britische Behörde für Handelsschifffahrt UKMTO teilt ebenfalls mit, ein Frachter sei nahe der Straße von Homus zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Iran beschlagnahmt worden.
Katz: Revolutionsgarden als "Terrororganisation" einstufen
Das Schiff fährt unter portugiesischer Flagge für ein Unternehmen des israelischen Milliardärs Eyal Ofer. Er zählt laut Wirtschaftsmagazin Forbes zu den 100 reichsten Männern der Welt. Er ist Miteigentümer der Reederei Zodiac Maritime, für die die "MSC Aries" fährt.
Israels Außenminister Israel Katz warf der Regierung in Teheran Piraterie vor und forderte internationale Sanktionen. Katz forderte die EU auf, die iranischen Revolutionsgarden als "Terrororganisation" einzustufen. Der Sprecher des israelischen Militärs, Daniel Hagari, drohte nach der Beschlagnahmung: "Der Iran wird die Konsequenzen tragen, wenn er sich für eine weitere Eskalation dieser Situation entscheidet."
Der Experte Hasan Alhasan vom Internationalen Institut für Strategische Studien mutmaßte, wenn die Beschlagnahmung eine Vergeltung für den Angriff auf das Konsulat in Damaskus sei, zeige dies den Wunsch, das Gesicht zu wahren, ohne dass es zu einer größeren Eskalation komme.
Angst vor weiterer Eskalation im Nahen Osten
Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hatte Israel am Mittwoch mit Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus gedroht, bei dem Anfang April 16 Menschen getötet worden waren. Unter den Toten waren zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden sowie fünf weitere Mitglieder der Elitetruppe.
Erst vergangenen Dienstag hatte der Marinechef der Revolutionsgarden, Aliresa Tangsiri, damit gedroht, die für die internationale Handelsschifffahrt sehr wichtige Straße von Hormus zu sperren, falls dies für nötig gehalten werde.
Die Meerenge liegt zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Tangsiri erklärte, die Präsenz Israels in den VAE werde als Bedrohung aufgefasst. 2020 hatten Israel und die VAE diplomatische Beziehungen aufgenommen.
Biden geht von baldigem Angriff des Irans auf Israel aus
Der Iran ist ein erklärter Unterstützer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, die mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Sowohl der Iran als auch die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben.
Angesichts der Zuspitzung der Spannungen erwartet die US-Regierung in Kürze einen iranischen Angriffsversuch auf Israel. Er gehe davon aus, "dass es eher früher als später sein wird", sagte US-Präsident Joe Biden am Freitag. Angesichts der befürchteten weiteren Eskalation in der Nahost-Region bekräftigte das Auswärtige Amt in Berlin seine Aufforderung an Deutsche, aus dem Iran auszureisen.