Krieg in der Ukraine Iranische Drohnen für Russland?
Die USA warnen, Russland könnte für den Angriffskrieg gegen die Ukraine iranische Kampfdrohnen bestellt haben. Teheran bemüht sich um Unaufgeregtheit - und rühmt sich andererseits seiner Technologien.
Dutzende Kampfdrohnen in einem Bunker tief unter der Erde, im Herzen des Zagros-Gebirges: Diese Bilder zeigte das staatliche iranische Fernsehen am 25. Mai dieses Jahres. Abdolrahim Mousavi, Oberbefehlshaber der Armee, behauptet im Bericht, die Streitkräfte der Islamischen Republik Iran seien die stärkste Drohnen-Macht der Region.
Der Reporter zitiert den israelischen Verteidigungsminister Benny Gantz, der gewarnt haben soll, iranische Drohnen seien so zerstörerisch wie ballistische Raketen. Mohammed Bagheri, Generalmajor der Revolutionsgarden, orakelt, man habe nur einen Teil des Drohnengeschwaders gezeigt: Weiter unter der Erde stünden noch viel mehr iranische Kampfdrohnen bereit.
Inzwischen warnen die USA, Russland könnte für den Angriffskrieg gegen die Ukraine iranische Kampfdrohnen in Teheran bestellt haben. Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten Joe Biden, sagt, die iranische Regierung bereite sich darauf vor, schnell mehrere Hundert unbemannte Luftfahrzeuge bereitzustellen, darunter auch solche, die Waffen transportieren können. Außerdem könnten ab Mitte Juli russische Soldaten in Iran für den Drohneneinsatz ausgebildet werden.
Iran rühmt sein Raketenprogramm
Teheran reagiert auf Sullivans Warnung abwiegelnd: Man habe mit Russland schon vor dem Krieg in der Ukraine kooperiert, und es gebe keine neue Entwicklung. Dennoch wären besagte Drohnen für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der in der kommenden Woche den Iran besuchen will, bei seiner Offensive gegen Kiew ein strategischer Vorteil.
Mahdi Bakhtiari, Chefredakteur der den Revolutionsgarden nahestehenden iranischen Nachrichtenagentur Tasnim, sagte der ARD bereits vergangenen Februar, der Iran mache bei der Entwicklung von Drohnen deutliche Fortschritte und verkaufe diese an Äthiopien, Venezuela und den Irak.
Des weiteren verweist er auf den inzwischen pensionierten US-General Kenneth McKenzie, der im Herbst 2021 warnte, iranische Drohnen stellten im Nahen Osten eine derartige Gefahr dar, dass die USA zum ersten Mal seit dem Koreakrieg ohne komplette Luftüberlegenheit operierten.
Im Arsenal der Iraner soll es unbemannte Flugzeuge mit Reichweiten bis zu 1000 Kilometer und einer Waffenlast von mehr als 200 Kilogramm geben.
Lukrativ und gefürchtet
Welchen Schaden iranische Drohnentechnologie anrichten kann, zeigte ein Angriff auf Anlagen der Ölgesellschaft Saudi Aramco Mitte September 2019 im östlichen Saudi-Arabien. Zuerst hieß es, Huthi-Rebellen hätten vom Jemen aus Drohnen und Raketen auf die Anlagen gelenkt. Später machte Washington Teheran mitverantwortlich. Die iranische Regierung bestritt den Vorwurf, an der Aktion beteiligt gewesen zu sein.
Am Tag nach dem Angriff stieg der Rohölpreis um 20 Prozent. Die Saudi-Arabien unterstützenden USA erklärten, das Königreich werde als Konsequenz mit einem Patriot-Raketenabwehrsystem ausgestattet.
Auch Israel ist das iranische Drohnenprogramm zunehmend ein Dorn im Auge. Die israelische Regierung warnt regelmäßig vor der Lieferung iranischer Technologie an die von der Bundesregierung als Terrororganisationen eingestuften Parteien Hisbollah und Hamas und beschuldigt die den Gazastreifen kontrollierende radikalislamische Hamas, im Konflikt mit Israel im Frühjahr 2021 Kamikaze-Drohnen iranischer Bauart gegen israelische Zivilisten eingesetzt haben.
Nachdem Ex-US-Präsident Donald Trump aus dem sogenannten Atom-Deal mit dem Iran 2018 ausstieg und Sanktionen gegen das Land erließ, wendete sich Teheran immer stärker Moskau zu. Inzwischen stocken die Verhandlungen zwischen Washington und Teheran über eine Neuauflage des Abkommens - trotz intensiver Vermittlungsversuche der EU, der Bundesregierung und der französischen Regierung. Der Iran ist wirtschaftlich stark unter Druck. Der Verkauf iranischer Drohnen an Russland wäre für Teheran zumindest lukrativ.