Kleidungsvorschriften Berüchtigte Moralpolizei im Iran wieder im Einsatz
Nach den Massenprotesten im Iran war die Moralpolizei von den Straßen verschwunden. Ab heute soll sie wieder die Kopftuchpflicht für Frauen überwachen. Die Proteste ausgelöst hatte der Tod der Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam.
Irans Behörden haben die Rückkehr der berüchtigten Sittenwächter zur Vollstreckung der Kopftuchpflicht angekündigt. Ab sofort sollten im ganzen Land Einheiten der zuständigen Moralpolizei mit Patrouillen zu Fuß und im Auto wieder gegen Verstöße vorgehen, berichtete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf einen Sprecher der iranischen Polizei.
Nach Kritik an der Ankündigung nahm die Polizei den Schauspieler Mohamad Sadeghi fest. Er sei mit Einsatz der Feuerwehr an seinem Wohnsitz in Teheran festgenommen worden, teilte die Nachrichtenagentur Tasnim mit. Zuvor hatte der Schauspieler ein Video veröffentlicht, in dem er das gewaltsame Vorgehen des Staates gegen Frauen kritisierte, die sich nicht an die Kleidungsvorschriften halten.
Amini in Polizeigewahrsam gestorben
Die berüchtigten Einheiten der sogenannten Sittenpolizei waren nach den massiven Protesten im Herbst 2022 von den Straßen der Metropolen verschwunden. Auslöser der Demonstrationen war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die junge Frau starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.
Bei den Protesten wurden mehrere hundert Menschen, darunter auch Mitglieder der Sicherheitskräfte, getötet und Tausende festgenommen. Sieben Männer wurden wegen ihrer Beteiligung an der Protestbewegung hingerichtet.
Im Dezember wurde die Sittenpolizei, die seit 2006 die Einhaltung der Kopftuchpflicht für Frauen und andere der strikten Bekleidungsvorschriften der strengen Kleiderordnung kontrolliert hatte, nach Justizangaben aufgelöst und verschwand weitgehend aus dem Straßenbild.
Daraufhin ignorierten viele Frauen demonstrativ die Kopftuchpflicht, auch als Zeichen des stillen Protests. Der Staat reagierte unter anderem mit einem umstrittenen Gesetzentwurf, der im Parlament in Kürze abgestimmt werden soll. Das Gesetz sieht neue und harte Strafen bei Verstößen vor.