Iranische Frauen gehen auf einer Straße in Teheran, Iran.

Nach Konzert ohne Kopftuch Iranische Sängerin wieder freigelassen

Stand: 15.12.2024 13:41 Uhr

Die nach einem YouTube-Konzert festgenommene iranische Sängerin Ahmadi ist wieder auf freiem Fuß. Im Streit um das vom Parlament beschlossene Kopftuchgesetz hat Irans Präsident Peseschkian sein Veto eingelegt.

Kurz nach ihrer Festnahme sind die iranische Musikerin Parastu Ahmadi und zwei ihrer Bandmitglieder wieder auf freiem Fuß. Dies sagte ihr Anwalt Milad Panahipur der Online-Aausgabe der Tageszeitung Sharhg. Er habe aber noch keinen Kontakt zu seinen Mandanten, die nun auf die offizielle Anklage warten müssten. 

Die drei Musiker waren am Samstag festgenommen und dem Anwalt zufolge in der Nacht auf Sonntag freigelassen worden. Der Grund ihrer Festnahme war ein im Internet übertragenes Konzert der Sängerin. Ahmadi hatte dabei gleich mehrere Vorschriften gebrochen: Sie sang ohne Kopftuch, in einem "unislamischen" Kleid und veröffentlichte das Konzert auf YouTube.

Weltweit Lob für den Mut der Sängerin

Im In- und Ausland wurde Ahmadi in Online-Medien für ihre mutige Initiative gelobt. Im Iran sind viele Frauen unzufrieden mit den strengen islamischen Gesetzen und Kleidungsvorschriften. Im Herbst 2022 gingen Massen unter dem Motto "Frau, Leben, Freiheit" gegen die repressive Politik auf die Straße, doch die Demonstrationen wurden gewaltsam niedergeschlagen.

Viele Frauen in den Metropolen widersetzen sich inzwischen aus Protest den islamischen Kleidervorschriften. Insbesondere gegen die Pflicht ein Kopftuch zu tragen.

Präsident Peseschkian blockiert Kopftuchgesetz

Gegen ein vom Parlament verabschiedetes Gesetz, das hohe Geldstrafen und sogar Haft bei Verstößen gegen diese Kopftuchpflicht vorsieht, hat der iranische Präsident Massud Peseschkian jetzt sein Veto eingelegt und den Nationalen Sicherheitsrat eingeschaltet.

Präsidentenberater Ali Rabiei begründete diesen Schritt nach einem Bericht der Tageszeitung Hamshahri mit den gesellschaftlichen Auswirkungen, die das Gesetz haben könnte. Der Rat ist das höchste Entscheidungsgremium der Islamischen Republik in Sicherheitsfragen. Peseschkian hofft, dass das Gesetz dort zumindest teilweise revidiert wird.

Auch Prominente würden durch das Gesetzt hart bestraft werden: Ihnen drohen Berufs- und Ausreiseverbote sowie die Beschlagnahmung von bis zu fünf Prozent ihres Vermögens.

Machtkampf zwischen Hardlinern und gemäßigten Kräften?

Nach heftiger Kritik im Land, auch innerhalb der Regierung, wurde die Umsetzung des Gesetzes vorerst auf Eis gelegt. Auch Peseschkian ist gegen das Gesetz, da er nicht nur gesellschaftlichen Widerstand, sondern auch neue Unruhen befürchtet.

Beobachter sehen in dem Streit um das Gesetz auch einen Machtkampf zwischen Hardlinern und gemäßigten Kräften und infolgedessen auch eine ernsthafte Herausforderung für Peseschkian. Sollte er sich nicht gegen die Hardliner durchsetzen können, wäre auch die Fortsetzung seines im Wahlkampf versprochenen moderaten Kurses gefährdet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Dezember 2024 um 16:43 Uhr.