Nachfolge von Präsident Raisi Hardliner im Iran bündeln ihre Kräfte
Der Iran sucht einen Nachfolger für Präsident Raisi. Nur einen Tag vor der Wahl werfen zwei Kandidaten hin. Mit ihrem Rückzug wollen sie das Lager der Konservativen stärken.
Kurz vor der iranischen Präsidentenwahl ist das Bewerberfeld geschrumpft. Zwei der zuvor sechs Kandidaten haben sich aus dem Rennen zurückgezogen. Beide gelten als konservative Fundamentalisten: Es handelt sich um Amirhossein Ghasisadeh Haschemi, Vorsitzender der Stiftung für Märtyrer und Veteranen, sowie den Teheraner Bürgermeister Aliresa Sakani.
Die Begründungen der beiden sind ganz ähnlich: Sie wollen die Position der verbliebenen konservativen Bewerber verbessern. Haschemi drückte es so aus, dass er "die Front der Revolution" stärken wolle. Sakani verband seinen Rückzug mit einer indirekten Warnung vor dem einzigen Reformkandidaten: Er wolle verhindern, dass es wieder eine Regierung des Ex-Präsidenten Hassan Ruhani gebe - eine Anspielung auf den Bewerber Massud Peseschkian, der von Ruhani und Ex-Außenminister Mohammed Dschawad Sarif unterstützt wird.
Dass Kandidaten kurz vor der Abstimmung aus dem Rennen aussteigen, um die Chancen anderer Bewerber ihres Lagers zu erhöhen, ist im Iran nicht ungewöhnlich. Ohnehin sind die Wahlen in der Islamischen Republik stark reglementiert. Von mehr als 80 Bewerbern hatte der einflussreiche Wächterrat nur sechs zugelassen.
Machtkampf im konservativen Lager
Im Mai war Präsident Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz getötet worden. Obwohl sich die Reihen der Bewerber auf die Nachfolge lichten, gibt es keinen klaren Favoriten. Im konservativen Lager tobt ein Machtkampf zwischen dem politischen Hardliner Said Dschalili, Ex-Unterhändler bei Atomverhandlungen, und Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf.
Auch der im Verhältnis zu den anderen Kandidaten moderate Peseschkian dürfte sich noch Chancen ausrechnen. Er tritt für mehr gesellschaftliche Freiheiten sowie mehr Rechte für Frauen und Minderheiten ein. Zudem plädiert er für eine pragmatische Außenpolitik. 2021 war er von der Präsidentenwahl ausgeschlossen worden. Dagegen gilt der Geistliche Mostafa Purmohammadi als vierter der verbliebenen Kandidaten als Außenseiter.