Vorwurf lautete "Krieg gegen Gott" Zweiter Demonstrant im Iran hingerichtet
Die erste Hinrichtung eines iranischen Demonstranten hatte vergangene Woche weltweit für Entsetzen gesorgt - jetzt hat das Regime eine weitere Todesstrafe vollstrecken lassen. Viele Hinrichtungen könnten folgen.
Der Iran hat die Hinrichtung eines zweiten vor dem Hintergrund der landesweiten Proteste Festgenommenen bekannt gegeben. Der Mann war dafür verurteilt worden, am 17. November in Maschhad zwei Angehörige der Sicherheitskräfte erstochen und vier weitere verletzt zu haben. Der Vorwurf lautete "Moharabeh" - "Krieg gegen Gott". Darauf steht die Todesstrafe.
Ein Bericht des dem Justizwesen unterstellten Nachrichtenportals Misan nannte kein Motiv für den angeblichen Angriff. Der nun Hingerichtete sei bei dem Versuch festgenommen worden, ins Ausland zu fliehen.
Das Staatsfernsehen verbreitete Videoaufnahmen, die angeblich zeigen, wie er einen Mann ersticht und dann wegrennt. Der Misan-Bericht identifizierte die Toten als "studentische" Basidsch, paramilitärische Freiwillige unter dem Kommando der iranischen Revolutionsgarden, die in größeren Städten eingesetzt wurden und dort Demonstranten angriffen und festnahmen.
Misan berichtete weiter, der Mann sei im Revolutionären Gericht von Maschhad verurteilt worden. Die Tribunale sind international vielfach kritisiert worden, weil die Angeklagten keine Anwälte auswählen oder die gegen sie vorgebrachten Beweise sehen können.
Erste Hinrichtung international scharf kritisiert
Die erste Hinrichtung im Zusammenhang mit den aktuellen Protesten hatte es am Donnerstag gegeben. Ein Rapper soll ebenfalls ein Basidsch-Mitglied mit einer Waffe angegriffen, Schrecken verbreitet und eine Straße blockiert haben. Seine Hinrichtung wurde im In- und Ausland scharf verurteilt.
Die Proteste hatten sich am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am 16. September nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei entzündet. Sie haben sich zu einer der größten Herausforderungen für die iranische Theokratie seit der Islamischen Revolution 1979 entwickelt.
Viele Hinrichtungen könnten folgen
Aktivisten warnen, dass weitere Hinrichtungen folgen könnten. Bislang seien mindestens ein Dutzend Menschen wegen ihrer Beteiligung an den Demonstrationen hinter verschlossenen Türen zum Tode verurteilt worden. Mindestens 488 Menschen wurden seit Beginn der Demonstrationen nach Angaben iranischer Menschenrechtsaktivisten getötet. Weitere 18.200 Menschen wurden festgenommen.