Rettungskräfte am Ort des Drohneneinschlags in Tel Aviv

Krieg in Nahost Ein Toter bei Drohnenangriff auf Tel Aviv

Stand: 19.07.2024 13:51 Uhr

Die israelische Großstadt Tel Aviv ist mit einer Drohne angegriffen worden. Ein Mensch starb, mehrere wurden verletzt. Die israelische Armee spricht vom Versagen der Flugabwehr. Die jemenitischen Huthi reklamierten den Angriff für sich.

Im Zentrum der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv hat es am frühen Freitagmorgen eine Explosion gegeben. Laut dem Rettungsdienst Magen David Adom ist dabei ein Mensch getötet worden, mindestens zehn weitere wurden demnach verletzt. Der Tote, ein etwa 50-jähriger Mann, wurde nach Angaben der Polizei bei der Durchsuchung am Explosionsort in seiner Wohnung gefunden. Er sei durch Splitter verletzt worden.

Wie Medien berichten, ereignete sich die Explosion in der Nähe einer Niederlassung der US-Botschaft.

Mindestens ein Mensch stirbt nach schwerer Explosion in Tel Aviv

tagesschau, 19.07.2024 05:30 Uhr

Splitter über weite Fläche verteilt

Das israelische Militär geht von einem Drohnenangriff aus. "Eine erste Untersuchung deutet darauf hin, dass die Explosion in Tel Aviv durch den Absturz eines Fluggerätes verursacht wurde und keine Sirenen aktiviert wurden", erklärte das Militär. "Der Vorfall wird derzeit gründlich untersucht." Patrouillienflüge seien verstärkt worden, um den israelischen Luftraum zu schützen. Neue Zivilschutzmaßnahmen seien jedoch nicht angeordnet worden.

Nach Angaben der Polizei von Tel Aviv wurde kein Einschlagsort gefunden. Das legte nahe, dass die Drohne in der Luft explodierte. "Die Wucht der Detonation verursachte Schäden, die nicht groß sind, aber über eine weite Fläche verteilt", sagte Peretz Amar von der Tel Aviver Polizei. Splitter regneten herab und Fenster barsten.

Erste Untersuchungen deuten laut einem Militärsprecher darauf hin, dass die Drohne wegen menschlichen Versagens nicht von der Flugabwehr abgefangen wurde. "Wir sprechen von einem großen unbemannten Luftfahrzeug (UAV), das große Entfernungen zurücklegen kann."

Huthi reklamieren Attacke für sich

Nach anfänglichen Spekulationen, ob es sich um einen Angriff der Hisbollah im Libanon oder der jemenitischen Huthi gehandelt habe, reklamierten letztere die Tat später für sich. Sie würden auch weiterhin Ziele in Israel attackieren, weil sie solidarisch mit den Palästinensern im Gazastreifen seien, erklärte die Huthi-Miliz.

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant kündigte Vergeltung für den Angriff an. "Das Verteidigungsministerium arbeitet an einer sofortigen Verstärkung aller Verteidigungssysteme und wird mit jedem abrechnen, der dem Staat Israel Schaden zufügt oder Terror gegen ihn ausübt", warnte Gallant in einer von seinem Büro übermittelten Erklärung.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Hisbollah droht mit weiteren Angriffen

Die Huthi-Miliz gehört - wie auch die libanesische Hisbollah - zur vom Iran geführten sogenannten "Achse des Widerstandes" und ist mit der radikalen Palästinenserorganisation Hamas verbündet. Die Huthi greifen immer wieder Schiffe im Roten Meer an, die sie in Zusammenhang mit Israel bringen, und haben wiederholt Drohnen und Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert.

Bis zum aktuellen Angriff wurden jedoch alle Drohnen und Raketen entweder von Israel oder den westlichen Verbündeten des Landes abgefangen, die Militär in der Region stationiert haben. Israel hat die Huthi bislang nicht angegriffen und stattdessen seinen Verbündeten die Initiative überlassen, während es sich auf den Krieg im Gazastreifen und die Gefechte mit der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah konzentriert.

Hisbollah-Führer Sayyed Hassan Nasrallah hatte am Mittwoch damit gedroht, neue israelische Ziele anzugreifen, sollte das israelische Militär weiterhin Zivilisten im Libanon attackieren. Dann könnten Raketen auf Siedlungen abgefeuert werden, die bislang nicht im Visier gewesen seien, so Nasrallah.