Chinas Einfluss in Israel Mehr als nur ein Handelspartner?
An vielen Infrastrukturprojekten und Start-ups in Israel sind chinesische Firmen beteiligt. Pekings massive Investitionen sind Teil der "Neuen Seidenstraße". Ein Sicherheitsexperte warnt vor Technologieklau und Spionage.
Bislang waren es nur Testfahrten. Doch ab heute rollen auf der neuen roten Linie der Stadtbahn von Tel Aviv regelmäßig Züge aus China. Einige Tunnel der Linie wurden von chinesischen Bauarbeitern gebohrt.
Es ist eines von vielen Infrastrukturprojekten in Israel, an denen Firmen aus China beteiligt sind. Das bekannteste Projekt ist der Hafen von Haifa. Seit zwei Jahren betreibt die "Shanghai International Port Group" einen Containerterminal in Israels größtem und wichtigstem Hafen.
Tal Goldstein, Leiter der Personalabteilung, lobt in einem Werbefilm seinen chinesischen Arbeitgeber in höchsten Tönen. Zum ersten Mal sei ein internationaler Hafenbetreiber in Israel und bringe "neue Standards und Effizienz mit, die es in Israel so noch nicht gab".
Effizienter, serviceorientierter und umweltfreundlicher sei der Hafen - im Vergleich zu den staatlichen Häfen in Israel.
Umfangreiche Geschäfte
Doch China ist nicht nur an Infrastrukturprojekten interessiert. Das Land ist der drittgrößte Handelspartner. Chinesische Firmen übernahmen einen Chemiekonzern. Der israelische Marktführer bei Milchprodukten ist in chinesischen Händen.
Und China ist sehr an Start-ups und Techfirmen interessiert, wie Assaf Orion in einem Podcast erzählt. Er forscht am israelischen Institut für Nationale Sicherheitsstudien. Weil Israel ein "großer technologischer Player" sei, strebe China eine "umfassende Innovationspartnerschaft" an.
Viele Start-Ups sind im Rüstungsbereich aktiv oder in der Cybersicherheit. Sie arbeiten eng mit dem israelischen Verteidigungsministerium zusammen, und das wiederum mit den USA.
Andere Firmen arbeiten an sogenannten Dual-Use-Produkten. Das sind Produkte, die zivil und militärisch genutzt werden können. China-Experte Orion rät zur Zurückhaltung - Israel sollte wegen der Gefahr von Technologieklau und Spionage sehr vorsichtig sein, sagt er.
Rüstungsgüter werden nicht geliefert
Seit Jahren befürchten israelische und amerikanische Sicherheitsbehörden, dass China über seine Investitionen in Israel an sensible Informationen aus den USA kommen könnte. Auf Druck aus Washington liefert Israel schon länger keine Rüstungsgüter mehr nach China. Und Israel erschwerte Investitionen.
China unterhält enge wirtschaftliche Kontakte zum israelischen Erzfeind Iran. Es hat die palästinensischen Gebiete früh als Staat anerkannt und stimmt bei den Vereinten Nationen regelmäßig für die Verurteilung Israels, etwa wegen der Siedlungspolitik. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas war erst im Juni in Peking.
Die neue Stadtbahn in Tel Aviv rollt auch dank chinesischer Unternehmen.
Ein Geschäftspartner - "kein Garant"
Laut Orion genießt China dennoch ein außergewöhnlich gutes Image in Israel. Das Land werde nicht als Feind oder als militärische Bedrohung gesehen. Aber auch nicht als Vermittler.
China sei ein "sehr interessanter Geschäftspartner", sagt Orion, aber eben "kein Garant für Sicherheit im Mittleren Osten". Politisch gesehen mache China, was dem Land nütze: "Sie sind nicht hier für die komplizierten Dinge wie Friedensverhandlungen oder so."
Auch wirtschaftlich scheint der Höhepunkt der chinesisch-israelischen Zusammenarbeit überschritten. Laut Institut für Nationale Sicherheitsstudien gehen die Investitionen in Start-ups zurück. Die Exporte nach China stagnieren. Auch die weiteren Stadtbahnlinien in Tel Aviv werden ohne chinesischen Firmen gebaut.