Westjordanland Israelische Armee aus Dschenin abgezogen
Das israelische Militär hat seine Soldaten aus dem Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland abgezogen. Noch in der Nacht soll es zu heftigen Gefechten zwischen israelischen Truppen und militanten Palästinensern gekommen sein.
Zwei Tage nach Beginn eines groß angelegten Militäreinsatzes in Dschenin im besetzten Westjordanland hat die israelische Armee eigenen Angaben zufolge ihre Einsatzkräfte wieder aus der palästinensischen Stadt abgezogen. Mit dem Abzug sei am Dienstagabend begonnen worden, inzwischen seien alle Soldatinnen und Soldaten abgerückt und zu ihren "Routineaktivitäten" im Westjordanland zurückgekehrt, teilte Israels Militär mit.
Armee: Raketen aus Gazastreifen abgefeuert
Palästinensischen Berichten zufolge kam es während des beginnenden Abzugs zu heftigen Feuergefechten mit bewaffneten Einwohnern. Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie eine Kolonne von Militärfahrzeugen mit Sprengsätzen beworfen wurde.
Kurz darauf erklärte die Armee zudem, fünf Raketen seien vom Gazastreifen auf israelisches Territorium abgefeuert worden. Die israelische Luftabwehr habe alle Raketen erfolgreich abgefangen. In der südlichen Stadt Sderot habe es Sirenenalarm gegeben. Zu den Angriffen bekannte sich bisher niemand.
Am Morgen meldete die israelische Armee dann, man habe Ziele im Gazastreifen aus der Luft angegriffen. Es handele sich um eine Reaktion auf den Raketenbeschuss. Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen wurde ein Militärgelände der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Norden des Gazastreifens getroffen. Es habe keine Verletzten gegeben.
Netanyahu hatte Abzug angekündigt
Der Abzug der Armee aus Dschenin kommt nicht überraschend: Zuvor hatte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bereits ein baldiges Ende des Einsatzes angedeutet. Bei einem Besuch eines Militärpostens in der Nähe von Dschenin hatte Netanyahu Medienberichten zufolge gesagt: "In diesen Momenten schließen wir die Mission ab". Demnach fügte er jedoch hinzu, die "Aktion" sei "kein einmaliger Vorgang" - Israel werde "so lange wie nötig weitermachen".
Heftige Schusswechsel mit bewaffneten Anwohnern
Der Einsatz hatte laut Armee zum Ziel, "terroristische Infrastruktur" islamistischer Extremisten zu zerschlagen. Konkret hatte Israel in der Nacht zum Montag eine der größten Militäroperationen im Westjordanland seit Jahrzehnten begonnen.
Die Armee war nach mehreren Luftschlägen mit rund 1000 Soldatinnen und Soldaten in die palästinensische Stadt eingerückt. Dort lieferte sich das Militär mehrere heftige Schusswechsel mit bewaffneten Anwohnern.
Große Militärfahrzeuge richteten schwere Schäden an Straßen und Gebäuden an. Nach Armeeangaben sollten sie Sprengfallen beseitigen. Tausende Einwohnerinnen und Einwohner verließen das Lager. Menschen berichteten, Strom und Wasser seien abgeklemmt.
Tote auf beiden Seiten
Die Armee teilte in der Nacht mit, ein israelischer Unteroffizier sei erschossen worden. Auf israelischer Seite ist er das erste Todesopfer seit Beginn der Militäroffensive am Montag. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Auf der Gegenseite wurden Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums zufolge mindestens 13 Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt.
In vergangenen Tagen wurden laut Armee mehrere Kommandozentralen, Waffenlager, Waffenproduktionsstätten sowie Verstecke von Verdächtigen zerstört. Zudem wurden demnach 30 Verdächtige festgenommen.
Dschenin gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser. Mehrere Anwohner der Stadt verübten in den vergangenen Jahren tödliche Anschläge auf Israelis.
Anschlag in Tel Aviv
Ein Mitglied der im Gazastreifen herrschenden Hamas lenkte unterdessen ein Auto in der israelischen Mittelmeerstadt Tel Aviv in eine Menschenmenge an einer Bushaltestelle - anschließend stach er auf Anwesende ein. Sanitäter berichteten, es seien mindestens acht Menschen verletzt worden.