Krieg in Nahost Israelische Bodentruppen offenbar noch in Gaza
Israel hat seine Bodeneinsätze im Gazastreifen in der Nacht ausgeweitet. Bodentruppen sind nach Militärangaben noch vor Ort. Es seien 150 unterirdische Hamas-Ziele aus der Luft angegriffen und mehrere ranghohe Terroristen getötet worden.
Das israelische Militär hat seine Bodeneinsätze im Gazastreifen nach eigenen Angaben in der Nacht ausgeweitet. Wie Armeesprecher Daniel Hagari bei einer Pressekonferenz mitteilte, würden bei den Einsätzen Infanterie und gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt. Unterstützt würden sie aus der Luft und vom Meer aus. "Die Truppen sind noch am Boden und setzen den Krieg fort", sagte Hagari. Unter den israelischen Soldaten gebe es keine Opfer.
Kampfflugzeuge hätten zudem 150 unterirdische Ziele angegriffen, wie Tunnel, Bunker und Infrastruktur, hieß es vom Militär weiter. Zudem seien mehrere Mitglieder der militant-islamistischen Hamas getötet worden, darunter auch ranghohe Kommandeure. Auf der Plattform X nannte die Armee den für die Luftverteidigung der Hamas verantwortlichen Asem Abu Rakaba, der auch an den Angriffen der Terroristen vom 7. Oktober beteiligt gewesen sein soll. Auch ein Hamas-Marinekommandeur soll unter den Getöteten sein.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Israel: Werden Hilfslieferungen ausweiten
Laut Hagari werde Israel angesichts der Verstärkung der Bodeneinsätze die Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen ausweiten: "Für die Einwohner des Gazastreifens, die in das Gebiet südlich von Wadi Gaza gegangen sind, weiten wir die humanitäre Hilfe aus." Man werde im Verlauf des Tages die Einfuhr von Lastwagen mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten in den Süden des Küstenstreifens ermöglichen. "Wer sich in diesem Gebiet aufhält, wird diese erhalten."
Gaza von der Kommunikation abgeschnitten
Nach dem Ausfall von Internet und Mobilfunk im Gazastreifen gibt es derzeit kaum Informationen über die Situation der Menschen vor Ort. So hat zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation WHO nach eigenen Angaben keinen Kontakt zu ihrem Personal oder medizinischen Einrichtungen in dem Gebiet. "Patienten in Sicherheit zu bringen ist unter solchen Umständen nicht möglich", schreibt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Plattform X. Auch einen sicheren Unterschlupf zu finden, sei nicht machbar. Krankenwagen könnten die Verletzten nicht erreichen.
Guillemette Thomas von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, man habe seit mehr als zwölf Stunden keinen Kontakt zu den eigenen Mitarbeitern vor Ort herstellen können. "Die Situation ist sehr schwierig", sagte Thomas der Nachrichtenagentur AP. "Wir können nicht mit unserem Team kommunizieren. Wir wissen nicht, ob sie in Sicherheit sind."
Sorge um Geiseln wächst
Unterdessen wächst in Israel die Sorge um das Schicksal der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Familien der Entführten forderten von der israelischen Regierung eine Erklärung. "Die Familien machen sich Sorgen um das Schicksal ihrer Angehörigen und warten auf Erklärungen", hieß es von einer Gruppe von Angehörigen. "Jede Minute scheint eine Ewigkeit zu sein." Nach einer "Nacht voller Angst" forderte die Gruppe den israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant und die Minister des Kriegskabinetts zu einem Treffen am Samstag auf.
Die Mitglieder brachten ihre "große Verärgerung" darüber zum Ausdruck, dass keines der Mitglieder des Kriegskabinetts sich die Mühe gemacht habe, sich mit ihnen zu treffen und ihnen zu erklären, "ob die israelischen Bodeneinsätze eine Gefahr für die 229 von den Behörden identifizierten Geiseln darstellen".