Nahost-Konflikt Einigung auf Waffenruhe bestätigt
Israel und die Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad haben eine Waffenruhe vereinbart. Das teilten beide Seiten separat mit. Ob die seit dem späten Abend gültige Vereinbarung eingehalten wird, bleibt abzuwarten.
Die radikale Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) hat sich mit Israel auf eine Waffenruhe geeinigt. Das teilten die Konfliktparteien unabhängig voneinander mit. Auch ägyptische Vermittler bestätigten, dass beide Seiten der von Kairo vorgeschlagenen Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt hätten. Die Waffenruhe gilt seit 23.30 Uhr Ortszeit. Im Gaza-Streifen löste die Vereinbarung Freudenfeiern aus.
Mehrere Angriffe kurz vor Waffenruhe
Kurz vor Inkrafttreten der Waffenruhe hat die israelische Armee nach eigenen Angaben weitere Luftangriffe auf Gaza geflogen. Um 23.25 Uhr Ortszeit habe die Armee einen "letzten Angriff" ausgeführt, erklärte ein Sprecher. Er korrigierte damit vorherige Angaben, wonach der Angriff nach Inkrafttreten der Feuerpause erfolgt sei.
Der Islamische Dschihad betonte sein Recht, auf jegliche neue "Aggression" Israels zu reagieren. Auch das Büro von Israels Ministerpräsident Jair Lapid warnte: "Wenn die Waffenruhe verletzt wird, behält sich der Staat Israel das Recht vor, hart darauf zu reagieren."
USA fordern Untersuchung zu zivilen Opfern
US-Präsident Joe Biden begrüßte unterdessen die ausgerufene Waffenruhe und sprach sich für eine Untersuchung der Berichte über zivile Opfer des Konflikts aus. "Meine Regierung unterstützt eine rechtzeitige und gründliche Untersuchung all dieser Berichte. Außerdem fordern wir alle Parteien auf, den Waffenstillstand vollständig umzusetzen und sicherzustellen, dass Treibstoff und humanitäre Hilfsgüter in den Gazastreifen fließen, wenn die Kämpfe nachlassen", sagte Biden.
Nach palästinensischen Angaben wurden mindestens 44 Menschen bei den israelischen Angriffen getötet, darunter sollen auch auch 15 Kinder und vier Frauen gewesen sein. Mindestens ein Drittel der Toten seien Zivilisten. Außerdem gebe es seit Freitag 360 Verletzte.
In Israel gab es nach Informationen des Rettungsdienstes keine Berichte über ernsthaft Verletzte infolge des Raketenbeschusses aus dem Gaza-Streifen. Fast alle Geschosse, die israelische Wohngebiete bedrohten, konnten nach Militärangaben von der Raketenabwehr abgefangen werden.
Militäraktion gegen Islamischen Dschihad
Das israelische Militär hatte am Freitag die Militäraktion "Morgengrauen" mit Luftangriffen gegen den Islamischen Dschihad im Gazastreifen gestartet. Die eng mit Israels Erzfeind Iran verbundene Gruppe wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Militante Palästinenser haben nach Militärangaben mehr als 900 Raketen auf israelische Ortschaften gefeuert.
Erstmals seit Beginn der Operation wurden am Sonntag - dem jüdischen Fasten- und Trauertag Tischa BeAv - auch Raketen auf Jerusalem abgefeuert. Religiöse Juden betrauern an dem Tag die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem. Die Hamas hatte dazu aufgerufen, die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg "zu verteidigen und sich den israelischen Übergriffen auf die heilige Stätte entgegenzustellen". Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam.
Mehrere Extremistenführer getötet
Zu Beginn der Militäroperation "Morgengrauen" hatte Israel den Dschihad-Militärchef Taisir al-Dschabari und weitere PIJ-Mitglieder getötet. Nach israelischen Angaben plante der Dschihad eine Attacke mit Panzerabwehrraketen im Grenzgebiet zum Gazastreifen. Israel sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft.
Israelische Kommentatoren sprachen von einem ernsthaften Schlag gegen den Dschihad, mahnten aber zu einer raschen Waffenruhe. Ansonsten drohe ein Überschwappen des Konflikts ins Westjordanland, ein Aufstand israelischer Araber oder ein Einstieg der im Gazastreifen herrschenden Hamas in den Schlagabtausch.
Die Hamas hat sich in dem Konflikt bisher zurückgehalten. Sie verfügt nach israelischen Informationen über deutlich mehr und weiter reichende Raketen als der Dschihad, die zweitstärkste militärische Kraft im Gazastreifen. Israels ehemaliger nationaler Sicherheitsberater Jaakov Amidror erkennt gegenwärtig kein echtes Interesse der Hamas, sich an dem Konflikt zu beteiligen. Anders als der Dschihad sehe sich die Hamas auch für das Wohl der Zivilbevölkerung zuständig, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.