Reaktion auf iranischen Angriff Die Optionen des Benjamin Netanyahu
Nach Irans Großangriff hat Israel klar gemacht, dass es entschieden reagieren will. Unklar ist, wann und vor allem wie, denn eine Eskalation soll vermieden werden. Experten sehen mehrere Möglichkeiten.
"Wollt ihr gewinnen? Seid ihr bereit zu kämpfen" - "Ja", antworten die jungen Männer ihrem Regierungschef im Chor. Benjamin Netanyahu traf sich heute mit neuen Rekruten der Armee und er sprach dabei von grausamen Feinden, die Israel angegriffen hätten. "Wir werden kraftvoll und gnadenlos zurückschlagen und wir werden siegreich sein."
Netanyahu zeigt sich entschlossen
Dann zählte Netanyahu auf: Die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon - hinter diesen Feinden Israels stehe immer der Iran. Sein Land sei entschlossen, sich zu verteidigen und zu gewinnen, unterstrich der israelische Premierminister. Dass Israel entschlossen ist, auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende zu antworten, haben die politische und die militärische Führung des Landes deutlich gemacht.
Die Armee präsentierte nun Trümmerteile einer ballistischen iranischen Rakete und Militärsprecher Daniel Hagari unterstrich dabei, "der direkte Beschuss Israels mit 110 ballistischen Raketen wird nicht ungestraft bleiben. Wir werden antworten. Zeitpunkt, Ort, Umfang - das entscheiden wir."
Analysten sehen mehrere Optionen
Nach Ansicht von Militärexperten hat Israel verschiedene Optionen. Eine davon ist ein direkter Angriff auf iranisches Gebiet. Damit verbunden wäre aber das erhebliche Risiko eines erneuten iranischen Angriffs und des Einstiegs in eine Eskalationsspirale, wie die ehemalige Offizierin und jetzige Analystin an der Universität Tel Aviv, Orna Mizrahi, im Interview mit dem Fernsehsender KAN sagte.
"Eine andere Möglichkeit ist, auf eine Weise zu reagieren, die keine klassische Antwort auf direktem Weg ist, aber eine Antwort, die dennoch verstanden wird, weil sie sich gegen iranische Interessen richtet. Dazu ist nicht zwingend ein direkter Schlag gegen den Iran selbst nötig. Das kann auch woanders stattfinden."
Experten: Netanyahu sollte Verbündete nicht ignorieren
Gemeint sind mögliche israelische Militärschläge gegen Verbündete des Iran, wie die Hisbollah im Libanon oder verschiedene Milizen in Syrien und im Irak. Solche Angriffe hätten aus Sicht von Experten ein geringeres Eskalationsrisiko, als ein direkter Angriff der israelischen Armee auf den Iran. Israels Partner, allen voran der wichtigste Verbündete, die USA, warnen vor einem Flächenbrand. Das sollte die Regierung in Jerusalem nicht ignorieren, glaubt der Ex-General und ehemalige nationale Sicherheitsberater Yaakov Amidror.
"Wir müssen berücksichtigen, was unsere sehr guten Freunde in den USA sagen, aber am Ende trägt die Verantwortung für Israels Sicherheit unser Premierminister und nicht der US-Präsident", so Amidror. Er glaube nicht, dass es zu einem regionalen Krieg komme. "Denn die Iraner kennen nun ihre Grenzen nach dem großen Scheitern ihres Angriffs auf Israel."
Unterdessen gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Die israelische Armee operiert unter anderem im Zentrum des Küstengebiets und plant auch weiterhin eine Offensive gegen die Stadt Rafah.