Verletzte auf dem Tempelberg Ausschreitungen in Jerusalem
Die religiösen Feierlichkeiten von Christen, Muslimen und Juden an diesem Wochenende in Jerusalem sind erneut von Gewalt überschattet worden. Bei Ausschreitungen am Tempelberg wurden mehrere Menschen verletzt.
Auf dem Tempelberg in Jerusalem ist es erneut zu Konfrontationen gekommen. Vor geplanten Besuchen von Juden auf der heiligen Stätte hätten Hunderte junger Muslime mit Steinen und Eisenstangen Hindernisse errichtet, um den Zugang für Juden zu blockieren, teilte die israelische Polizei mit. Nach Medienberichten kam es daraufhin zu Auseinandersetzungen zwischen Polizeikräften und Palästinensern auf der Anlage. Angaben des Roten Halbmondes zufolge wurden mindestens 20 Menschen verletzt.
Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas teilte mit: "Die Al-Aksa-Moschee ist eine rote Linie, und die (israelische) Besatzungsmacht trägt die Verantwortung für den Angriff auf Gläubige und dafür, dass es Siedlern erlaubt, die Anlage zu entweihen."
Bewaffnete israelische Sicherheitskräfte in der Altstadt von Jerusalem, wo es bereits Freitag heftige Ausschreitungen gegeben hatte.
Heilige Stätte von Juden und Muslimen
Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist das dritthöchste Heiligtum der Muslime, aber auch den Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Besuch des Areals ist Jüdinnen und Juden gestattet, sie dürfen dort allerdings nicht beten, so sieht es eine Vereinbarung mit den muslimischen Behörden vor. Das Gebiet steht unter jordanischer Verwaltung, für die Sicherheit ist dagegen Israel zuständig.
Die Juden begehen gegenwärtig das Pessachfest. Einer der Bräuche ist dabei eine Wallfahrt nach Jerusalem. Der Tempelberg ist nur wenige Gehminuten von der Grabeskirche entfernt, wo Christen am Sonntagmorgen die Ostermesse zelebrierten.
In der Nähe der Jerusalemer Altstadt bewarfen nach israelischen Angaben Palästinenser Busse mit Steinen, wobei mehrere Fahrgäste leicht verletzt worden seien. Zwei Personen wurden festgenommen.
Heftige Ausschreitungen bereits am Freitag
Bereits am Freitagmorgen war es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern auf dem Tempelberg gekommen, nachdem Randalierer Steine und Feuerwerkskörper in Richtung der jüdischen Klagemauer geworfen hatten. Dabei waren mehr als 150 Palästinenser und drei Polizisten verletzt worden. Mehr als 400 Menschen wurden vorübergehend festgenommen, von denen ein Großteil mittlerweile wieder auf freiem Fuß ist.
Feste von Muslimen, Juden und Christen dieses Jahr zeitgleich
In diesem Jahr finden das jüdische Pessachfest, der muslimische Fastenmonat Ramadan und das christliche Osterfest zeitgleich statt. Die Sicherheitslage in Israel ist nach einer Anschlagsserie mit mehreren Toten angespannt, zudem befinden sich Zehntausende Pilger in Jerusalem.
Denn erstmals seit drei Jahren konnten sie und Touristen wieder zu Ostern ins Heilige Land einreisen. Wegen der Corona-Pandemie hatte Israel seine Grenzen für Besucher lange geschlossen. Erst seit März ist die Einreise für ungeimpfte Touristen wieder erlaubt. Das israelische Tourismusministerium hatte sich für die Woche von Ostern, des jüdischen Pessachfests und des muslimischen Ramadan auf rund 30.000 Touristen eingestellt.
Anders als sonst zu Pessach üblich, sehen die israelischen Sicherheitsbehörden in diesem Jahr von einer kompletten Abriegelung des besetzten Westjordanlands ab. Die Anordnung, dass Palästinenser das Westjordanland nicht verlassen dürfen, galt nur von Freitagabend bis Samstag.
Mit Informationen von Eva Lell, ARD-Studio Tel Aviv