Israel veröffentlicht Bericht Neue Erkenntnisse zu versehentlicher Geiseltötung
Mitte Dezember erschossen israelische Soldaten versehentlich drei Geiseln der Hamas. Nun hat die Armee einen Bericht vorgelegt: Demnach gingen Befehle im Lärm unter, Hilferufe wurden für Täuschungsmanöver gehalten.
Nach der versehentlichen Tötung dreier Geiseln im Gazastreifen durch israelische Soldaten vor zwei Wochen hat das Militär Erkenntnisse veröffentlicht. Eine komplexe Lage auf dem Schlachtfeld, schlechte Sicht und der Panzerlärm in der Umgebung, durch den die Soldaten Befehle ihres Kommandeurs nicht gehört hätten, hätten eine Rolle bei dem tragischen Vorfall am 15. Dezember gespielt.
Laut Armee schoss zunächst ein Soldat "auf drei Gestalten, die als Bedrohung identifiziert wurden" und tötete zwei von ihnen. Er habe nur eingeschränkte Sicht gehabt. Die dritte Person sei anschließend in ein Gebäude geflohen.
Nach rund 15 Minuten habe der zuständige israelische Kommandeur Hilferufe auf Hebräisch gehört und den Mann aufgefordert, aus dem Gebäude und auf die Soldaten zuzukommen. Zwei Soldaten hätten zuvor jedoch den Befehl, das Feuer einzustellen, wegen des Lärms eines Panzers in der Nähe nicht gehört. Die Soldaten schossen der Armee zufolge deshalb auf den Mann und töteten ihn.
Angehörige und Freunde bei der Beerdigung einer der drei israelischen Geiseln, die irrtümlich durch Beschuss israelischer Soldaten getötet wurden.
Hilferufe auf Hebräisch
Hilfeschreie und schriftliche Hilferufe der drei Geiseln auf Hebräisch hätten Soldaten zuvor als Versuche der Hamas gewertet, sie in mit Sprengfallen versehene Hinterhalte zu locken. Die beteiligten Soldaten hätten solche Täuschungsversuche bereits erlebt.
Die Armee bestätigte vorangegangene Berichte, wonach die drei jungen Männer mit freiem Oberkörper und weißer Fahne aus dem Gebäude gekommen seien, um zu zeigen, dass sie keine Bedrohung darstellten.
Todesopfer "hätten verhindert werden können"
Die drei getöteten jungen Männer gehörten zu den mehr als 240 Menschen, die von der Hamas bei ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober als Geiseln genommen und in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi erklärte, die Armee sei in diesem Fall bei der Rettung der Geiseln gescheitert. Die drei Todesopfer "hätten verhindert werden können". Es gebe jedoch keinen Vorsatz bei dem Vorfall. Die Soldaten hätten "nach ihrem bestem Urteilsvermögen" gehandelt. Kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu gesagt, die Tötung der drei Geiseln habe "das Herz der ganzen Nation" gebrochen.