Istanbul Festnahmen bei verbotener Pride-Parade
Obwohl die Parade für die Rechte von Homosexuellen, trans und queeren Menschen von den türkischen Behörden untersagt worden war, versammelten sich zahlreiche Demonstrierende in der Istanbuler Innenstadt. Es gab Dutzende Festnahmen.
Bei einer Pride-Parade für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans-, queeren und intersexuellen Menschen (LGBTQI) in der türkischen Metropole Istanbul sind nach Angaben der Veranstalter mehr als 200 Menschen festgenommen wurden. Die Polizei sperrte den zentralen Stadtteil Cihangir weiträumig ab und hinderte Menschen daran, sich zu versammeln, berichtete eine Reporterin der Nachrichtenagentur dpa. Türkische Behörden hatten die Demonstration zuvor mit Verweis auf Sicherheitsbedenken verboten.
Die Sicherheitskräfte kreisten den Angaben zufolge Menschen mit Regenbogenflaggen und anderen Symbolen für sexuelle und Gender-Vielfalt ein und nahmen sie schon vor dem Beginn der Demonsttation in Gewahrsam. Die Nachrichtenagentur AFP sprach von "wahllosen" Festnahmen in mehreren Bars im Stadtteil Cihangir. Mehreren Augenzeugen zufolge versuchte die Polizei, Pressevertreter daran zu hindern, die Festnahmen zu filmen. Auch ein AFP-Fotograf und weitere Journalisten seien unter den Festgenommenen.
Dutzende Teilnehmer und Aktivisten wurden bei der Pride-Parade in Istanbul festgenommen.
Amnesty International fordert Freilassung
Trotz des massiven Polizeiaufgebots versammelten sich zahlreiche Menschen in den Seitenstraßen und schwenkten Regenbogenflaggen. Anwohner schlugen aus Protest gegen die Festnahmen auf Töpfe und Pfannen. Unter dem Motto "Widerstand" hatten verschiedene Zusammenschlüsse zu der Parade aufgerufen. Sie kritisierten unter anderem ein zunehmendes LGBTQI-feindliches Klima im Land. Neben dem Marsch waren auch andere Veranstaltungen im Rahmen der sogenannten "Pride Week" untersagt worden. "Alle, die nur wegen ihrer Teilnahme an der Pride-Parade festgenommen wurden, müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden", forderte Milena Buyum von Amnesty International.
Die in Istanbul lebende Berliner Aktivistin Liana Georgi sagte der dpa, sie habe die Situation als "beängstigend" und angespannter als während der vergangenen Jahre wahrgenommen. Die Polizei habe die Demonstrierenden regelrecht "gejagt". "Ich finde es aber absolut bewundernswert, wie es die Menschen trotzdem schaffen, sich zusammenzufinden und friedlich zu demonstrieren", sagte Georgi.
Pride-Parade bis 2014 mit Zehntausenden Teilnehmern
Die Europarats-Kommissarin für Menschenrechte, Dunja Mijatovic, hatte die türkischen Behörden am Freitag aufgerufen, die Parade stattfinden zu lassen. "Die Menschenrechte von LGBTQI-Personen in der Türkei müssen wirksam geschützt werden", erklärte sie.
Die "Pride Parade" in der türkischen Millionenmetropole konnte mehr als zehn Jahre lang bei stetig wachsenden Teilnehmerzahlen unbehelligt stattfinden. Im Jahr 2014 war die Veranstaltung auf mehr als 100.000 Demonstrierende angewachsen. 2015 wurde die Parade zum ersten Mal verboten und auch in den darauffolgenden Jahren wurde sie untersagt.