Huthi-Kämpfer in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.

Büro in Sanaa gestürmt Huthi-Miliz verschleppt erneut UN-Mitarbeiter

Stand: 13.08.2024 17:04 Uhr

Wieder ist die Huthi-Miliz im Jemen mit Gewalt gegen die Vereinten Nationen vorgegangen: Bereits im Juni stürmten Kämpfer ein Büro in Sanaa und verschleppten die Mitarbeiter. Die UN äußerten sich erst jetzt zu dem Vorfall.

Huthi-Kämpfer im Jemen haben in der Hauptstadt Sanaa ein Büro der Vereinten Nationen gestürmt. 13 UN-Mitarbeiter und mehr als 50 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sowie ein Botschaftsmitarbeiter habe die Miliz dabei in ihre Gewalt genommen, berichtete das UN-Menschenrechtsbüro in Genf.

Auch seien einige in ihren Wohnungen fernab des Büros abgeholt worden. Die Vorfälle ereigneten sich schon am 6. und 7. Juni. Es sei zunächst in der Hoffnung auf eine schnelle Lösung der Situation Stillschweigen bewahrt worden, sagte eine UN-Sprecherin.

UN: Arbeit in Huthi-Gebiet eingestellt

Volker Türk, der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, appellierte an die Machthaber, die Menschen unverzüglich freizulassen. Sie würden ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten. Überdies hätten die Extremisten die Räumlichkeiten besetzt und Dokumente, Möbel und Fahrzeuge mitgenommen, teilte Türk mit. Er forderte die Miliz auf, das Gelände umgehend zu verlassen und das UN-Eigentum zurückzugeben.

Das UN-Menschenrechtsbüro erklärte, es habe seine Arbeit in Sanaa und anderen Gebieten im Jemen, die von den Huthi kontrolliert werden, im Juni eingestellt. In den Teilen des Jemens, die von der international anerkannten Regierung kontrolliert werden, ist das Büro jedoch weiterhin tätig.

Bereits 2021 und 2023 ähnliche Vorfälle

Die militärisch-politische Bewegung der Huthi, die mit dem Iran verbündet ist, äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht. Die Miliz hatte bereits im November 2021 und im August 2023 zwei Mitarbeiter des UN-Menschenrechtsbüros in ihre Gewalt genommen.

Einer von ihnen sei gezwungen worden, angebliche geheimdienstliche Aktivitäten zuzugeben, wie in Online-Videos zu sehen war, berichtete Türk. Solche Aussagen entbehrten jeder Grundlage. Er verurteilte dies als Verstoß gegen die Menschenrechte. 

150.000 Menschen starben bereits im Bürgerkrieg

Die Huthi liefern sich seit 2014, als sie die Kontrolle über Sanaa und den größten Teil des Nord-Jemens übernahmen, einen Bürgerkrieg mit der international anerkannten Regierung, die von einer saudi-arabisch-geführten Koalition unterstützt wird.

Der Krieg im Jemen hat bisher mehr als 150.000 Menschen das Leben gekostet und eine der schwersten humanitären Krisen der Welt ausgelöst, der Zehntausende weitere Menschen zum Opfer fielen. Die Vereinten Nationen betrachten den Konflikt als eine humanitäre Katastrophe, die das Land an den Rand einer Hungersnot gebracht hat.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 13. August 2024 um 15:25 Uhr.