Kämpfe in Gaza Katar will vorerst nicht im Nahost-Krieg vermitteln
Nach Monaten vergeblicher Gespräche zieht sich Katar vorerst als Vermittler zwischen Israel und der Hamas zurück. Die Parteien ließen demnach offenbar kein ernsthaftes Interesse an einem Deal erkennen. Wie geht es weiter?
Die Vermittlungsbemühungen Katars um einen Waffenstillstand im Gazastreifen sind nach Angaben das katarischen Außenministeriums ins Stocken geraten. Die Bemühungen des Golfstaates zur Vermittlung eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas könnten jedoch wieder aufgenommen werden, wenn "die Parteien ihre Bereitschaft und Ernsthaftigkeit zeigen, den brutalen Krieg zu beenden", teilte das katarische Außenministerium mit.
Zuvor hatten unter anderem die Nachrichtenagenturen Reuters und AFP wie auch die israelische Zeitung Haaretz übereinstimmend berichtet, dass Katar sich als Unterhändler zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation zurückziehen würde.
Die Katarer hätten sowohl die Israelis als auch die Hamas informiert, dass sie nicht weiter vermitteln können, solange es eine Weigerung gibt, in gutem Glauben über eine Vereinbarung zu verhandeln, hieß es demnach aus Diplomatenkreisen gegenüber den Medien. Das Emirat sei auch zu dem Schluss gekommen, dass das Politbüro der Hamas in Doha seinen Zweck nicht mehr erfülle.
Unklarheit über Zukunft des Hamas-Büros
Nähere Angaben, ob das Hamas-Büro in Doha nun geschlossen wird, wurden in den Berichten nicht gemacht. Haaretz und andere israelische Medien berichteten allerdings, Katar habe außerdem mitgeteilt, dass die Hamas-Verantwortlichen das Land verlassen müssten. Das Büro der Hamas in Doha besteht seit 2012, es ist aber unklar, wie viele Vertreter der Organisation sich in Katar aufhalten.
Katar profilierte sich in der Vergangenheit in der Region immer wieder als Vermittler und unterhielt auch zu der Hamas oder den Taliban stets gute Beziehungen. Die Hamas wurde von dem Emirat auch lange finanziell unterstützt. Doch angesichts der schwierigen Verhandlungen im Gaza-Krieg schien Katar das Verhältnis zu der Palästinenserorganisation nun schon seit einigen Monaten zu überdenken.
Aufforderung kam wohl von den USA
Die Aufforderung an die Hamas, Doha zu verlassen, erging den Medienberichten zufolge nun aber auf Ersuchen der USA. "Die Hamas ist eine Terrorgruppe, die Amerikaner getötet hat und Amerikaner weiterhin als Geiseln hält. Nachdem sie wiederholt Vorschläge zur Freilassung von Geiseln abgelehnt hat, sollten ihre Anführer nicht länger in den Hauptstädten amerikanische Partner willkommen sein", erklärte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter demnach.
Zu der Entscheidung der USA beigetragen haben soll auch die Hinrichtung des amerikanisch-israelischen Staatsbürgers Hersh Goldberg-Polin und fünf weiterer Geiseln durch die Hamas Ende August.
Vertreter der Hamas widersprachen dieser Darstellung gegenüber den Nachrichtenagenturen AFP und dpa jedoch. "Wir haben nichts, um zu bestätigen oder zu entkräften, was von einer unbekannten diplomatischen Quelle veröffentlicht wurde, und wir haben keine Aufforderung erhalten, Katar zu verlassen", sagte ein Hamas-Vertreter demnach.
Katar sendet US-Regierung Signale
Bezüglich der Verhandlungen um eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen Geiseln in Gaza soll Katar der US-Regierung seine Bereitschaft signalisiert haben, wieder zu vermitteln - wenn beide Seiten "die aufrichtige Bereitschaft zeigen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren".
Der jetzige Rückzug als Vermittler könnte demnach nicht nur Ausdruck von Katars Frustration sein, sondern auch den Druck auf Israel und die Hamas erhöhen, sich wieder an ernsthaften Verhandlungen zu beteiligen.
Zusammen mit den USA und Ägypten hatte Katar seit einer ersten und bislang einzigen Waffenruhe im November 2023 zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Diese hatte eine Woche gedauert und die Freilassung von im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Austausch für palästinensische Gefangene in israelischer Haft ermöglicht.
Letzter Vermittlungsversuch im Oktober
Seitdem gab es zahlreiche Verhandlungsrunden, bei denen jedoch kein Ergebnis erzielt wurde. Die Hamas und Israel beschuldigen sich gegenseitig, eine Einigung zu blockieren. Zuletzt war ein Vermittlungsversuch Mitte Oktober gescheitert.
Der Krieg im Gazastreifen war durch das beispiellose Massaker der Hamas und anderer palästinensischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Bei dem Überfall wurden mehr als 1.200 Menschen ermordet und etwa 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt. Daraufhin startete Israel einen massiven Militäreinsatz gegen die Hamas im Gazastreifen.
Erst Mitte Oktober gab Israel die Tötung des Hamas-Anführers Jihia Sinwar in Gaza bekannt, der als Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober galt. Bereits Ende Juli war Sinwars Vorgänger Ismail Hanija bei einem Anschlag in Teheran ums Leben gekommen, der ebenfalls Israel zugerechnet wird.