Socken mit "Allah"-Aufschrift Malaysias Regierung warnt vor Eskalation
Seitdem eine Supermarktkette in Malaysia Socken mit der Aufschrift "Allah" verkaufte, ist die muslimische Mehrheit des Landes in Aufruhr. Nach Boykott-Aufrufen und Brandanschlägen hat die Regierung nun vor einer Eskalation gewarnt.
In Malaysia haben angesichts mutmaßlich islamistischer Anschläge auf Filialen einer Supermarktkette die Minister für Einheit und Religion, Aaron Ago Dagang und Na'im Mokhtar, vor gesellschaftlichen Spannungen in dem multireligiösen und multiethnischen Land gewarnt.
In einer gemeinsamen Erklärung riefen sie die Bürger auf, nicht wieder die "Rassenpolemik" der Vergangenheit zu schüren, wie die staatliche Nachrichtenagentur Bernama berichtete. Die beiden Minister hätten eine Dringlichkeitssitzung des "Komitees für religiöse Harmonie" mit Vertretern aller Religionen des mehrheitlich islamischen Malaysia angekündigt, hieß es.
Geschäftsführer wurde angeklagt
Mehr als zwei Drittel der 34 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des südostasiatischen Landes sind muslimische Malaien. Viele von ihnen sind empört, nachdem im März in sozialen Medien Fotos veröffentlicht wurden, die Socken mit der Aufschrift "Allah" zeigen. Verkauft wurden die Strümpfe zum Ramadan von der Kette KK Mart. Importiert wurden sie aus China.
Nach Protesten islamischer Gruppen nahm KK Mart schon Mitte März die "Allah-Socken" aus dem Sortiment und entschuldigte sich für eine Verletzung der religiösen Gefühle von Muslimen. Der 57-jährige Geschäftsführer der Ladenkette und seine Frau wurden wegen der "vorsätzlichen Verletzung religiöser Gefühle" angeklagt. Zudem müssen sich drei Mitarbeiter der Importfirma wegen Beihilfe vor Gericht verantworten.
Angriff mit Molotowcocktail auf Filiale
Besonders die Jugendorganisation der Partei UMNO tat sich als Initiator des Boykottaufrufs gegen KK Mart hervor. Die UMNO vertritt die Bevölkerungsmehrheit der muslimischen Malaien und ist zurzeit Juniorpartner in der multireligiösen und -ethnischen Koalition von Premier Anwar Ibrahim.
In der vergangenen Woche wurden drei KK Mart-Filialen mit Brandsätzen angegriffen. Der jüngste Angriff ereignete sich am Sonntag in der Stadt Kuching auf der Insel Borneo. Dort flog ein Molotowcocktail in ein Ladengeschäft. Lokale Medien meldeten, es gebe einen Zusammenhang mit den "Allah-Socken".
Kulturkampf um das Wort "Allah"
Im Islam ist das arabische Wort "Allah" der heilige Begriff für Gott. 1986 hatte das Innenministerium den Christen in Malaysia die Verwendung von "Allah" als Bezeichnung für Gott verboten.
Im Mai 2023 verzichtete die Regierung dann auf Berufung gegen einen Gerichtsentscheid, der Christen den Gebrauch des Wortes "Allah" gestattet hatte. Der Richter hatte das Verbot "irrational" genannt, weil die Christen in den Bundesstaaten Sabah und Sarawak "Allah" seit Hunderten von Jahren in ihrer Kirche verwendet hätten. Die Mehrheit der malaysischen Christen lebt in diesen beiden Bundesstaaten auf Borneo.