Im Alter von 92 Jahren Indiens Ex-Premier Singh gestorben
Er regierte Indien von 2004 bis 2014 und galt als Architekt der wirtschaftlichen Öffnung des Landes: Nun ist Manmohan Singh in Neu-Delhi gestorben. Er wurde 92 Jahre alt.
Der frühere indische Premierminister Manmohan Singh ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Er sei am Donnerstagabend in die Notaufnahme gebracht worden, nachdem er zu Hause plötzlich das Bewusstsein verloren habe, hieß es in einer Mitteilung des All India Institute of Medical Sciences (AIIMS) in Neu-Delhi. Im Krankenhaus sei er dann für tot erklärt worden. Er sei wegen altersbedingter Krankheiten in Behandlung gewesen.
Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen
Indien trauere um einen seiner bedeutendsten Anführer, schrieb der amtierende Premierminister Narendra Modii, der 2014 auf Singh als Regierungschef gefolgt war, auf der Plattform X. Sein Vorgänger sei aus bescheidenen Verhältnissen gekommen und habe sich zu einem angesehenen Wirtschaftsfachmann emporgearbeitet, der die Wirtschaftspolitik des Landes im Laufe der Jahre stark geprägt habe.
Singh wurde 1932 in einem Lehmhüttendorf im heutigen Pakistan geboren und studierte dank Stipendien an den renommierten britischen Universitäten Cambridge und Oxford Wirtschaftswissenschaften. Später wurde Singh unter anderem Chef der indischen Zentralbank. Als Finanzminister beendete er 1991 die wirtschaftliche Isolation des Landes. Seine Reformen brachen mit dem indischen Lizenzsystem und vielen Handelsbarrieren. Sie waren ein Hauptantrieb für Indiens wirtschaftlichen Aufschwung.
Wirtschaftsboom und historisches Atomabkommen
2004 wurde er Premierminister des heute bevölkerungsreichsten Landes, nachdem die Chefin der Kongresspartei, Sonia Gandhi, den Posten abgelehnt hatte. Damit war er der erste indische Regierungschef, der der religiösen Minderheit der Sikhs angehörte. Zuvor hatten den Posten stets Hindus inne.
In seiner ersten Amtszeit verhalf er dem Land zu einem Wirtschaftsboom und einer Wachstumsrate von neun Prozent. Er besiegelte auch ein historisches Atomabkommen mit den USA, um den steigenden Energiebedarf Indiens zu decken. Während seiner zweiten Amtszeit verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum Indiens wieder.
Der dreifache Vater war wegen seiner persönlichen Integrität beliebt. Er galt als ehrlich und nicht käuflich - sein Image wurde aber durch Korruptionsvorwürfe gegen seine Minister getrübt. Dennoch war er zehn Jahre lang im Amt und damit einer der am längsten amtierenden Premierminister Indiens. 2014 legte Singh sein Amt nieder, zur Parlamentswahl trat er nicht mehr an.
Indiens Oppositionsführer Rahul Gandhi von der Kongresspartei würdigte seinen verstorbenen ehemaligen Parteifreund auf X als Menschen, der Weisheit und Integrität vereint habe. Er sei für ihn Mentor und Anführer gewesen.