Yoav Gallant (links) und Lloyd Austin

Israels Verteidigungsminister Gallant bestreitet Kriegsabsicht im Libanon

Stand: 27.06.2024 11:44 Uhr

An der Grenze von Israel zum Libanon sind die Gefechte immer heftiger geworden. Die Sorge ist groß, dass der Konflikt zum Krieg wird. Israels Verteidigungsminister Gallant versucht zu beruhigen - und warnt die Hisbollah.

Die israelische Regierung ist Befürchtungen entgegengetreten, sie plane einen offenen Krieg gegen den Libanon. Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte bei einem Besuch in Washington: "Wir wollen keinen Krieg, aber wir bereiten uns auf jedes Szenario vor". Schon seit Beginn des Gaza-Krieges gegen die Hamas im Oktober muss sich Israel gleichzeitig gegen Angriffe der Hisbollah im Norden wehren. Die vom Iran unterstützten Milizen beschießen aus dem Libanon heraus immer wieder das israelische Grenzgebiet. Zehntausende Zivilisten mussten ihre Häuser verlassen. Israel reagiert mit Luftangriffen.

Zuletzt sind die Gefechte intensiver geworden. Israels Verteidigungsminister Gallant warnte die Angreifer in scharfen Worten: "Die Hisbollah weiß sehr gut, dass wir im Libanon massiven Schaden anrichten können, wenn ein Krieg ausbricht." Die israelische Armee könnte das Nachbarland "in die Steinzeit zurückversetzen". Zugleich bekräftigte Gallant: "Aber wir wollen das nicht".

Rauch steigt zwischen den Häusern der nördlichen israelischen Grenzstadt Metula auf, die von der Hisbollah beschossen wurde.

Rauch steigt zwischen den Häusern der nördlichen israelischen Grenzstadt Metula auf, die von der Hisbollah in der vergangenen Woche beschossen wurde.

USA und Verbündete wollen Eskalation verhindern

Angesichts der Drohungen beider Seiten war in den vergangenen Tagen die Furcht vor einem Krieg gewachsen. Die USA und andere Verbündete Israels sind darum bemüht, eine militärische Eskalation zu verhindern. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte bei einem Treffen mit Gallant vor "schrecklichen Folgen für den Nahen Osten" gewarnt.

Staatliche Medien im Libanon berichten unterdessen von einem weiteren Luftangriff, der Israel zugeschrieben wird. Den Angaben zufolge wurden am Abend in der Stadt Nabatäa mindestens fünf Menschen verletzt. Häuser und Autos seien kurz vor Mitternacht beschädigt worden. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Offenbar weiterer israelischer Angriff in Syrien

Einen weiteren mutmaßlich israelischen Luftangriff gab es in Syrien. Nach Angaben von oppositionsnahen Aktivisten wurden mindestens drei Menschen getötet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, der Angriff habe in den Außenbezirken der Hauptstadt Damaskus Einrichtungen einer Organisation getroffen, die Beziehungen zur libanesischen Hisbollah und anderen proiranischen Milizen habe.

Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) sitzt in Großbritannien und will Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentieren. Sie bezeichnet sich als unabhängig. Die Informationen der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.  

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Juni 2024 um 10:00 Uhr.