Indische Hauptstadt Neu-Delhi Lockdown wegen Luftverschmutzung
In Indiens Hauptstadt wird wieder über einen Lockdown gesprochen. Diesmal geht es aber nicht um Corona, sondern um die Luftverschmutzung. Nun macht auch Indiens Oberstes Gericht Druck auf die Politik.
Schön ist er nicht, der neue Smogturm von Delhi - aber er soll helfen gegen die schlechte Luft. Eckig, in schrillem Grün gestrichen, etwa 20 Meter hoch, obendrauf eine rote Konstruktion. "Das da oben sind die Filter", erklärt ein Arbeiter. "Die ziehen die schlechte Luft an, reinigen sie und geben dann frische Luft wieder ab."
Vor wenigen Wochen wurde er mit großem Tamtam eingeweiht, jetzt hat er seine erste Bewährungsprobe, sagt einer der Techniker. "Zunächst haben wir ihn zwei, drei Stunden am Tag laufen lassen. Jetzt läuft er ununterbrochen."
Über allem liegt ein gelber Dunst
Frischluft ist tatsächlich derzeit Mangelware in Indiens Hauptstadt. Gerade die Feinstaubwerte sind den vergangenen Tagen auf das sechsfache des weltweiten Grenzwerts hochgeschnellt. Über allem liegt ein gelber Dunst, Menschen haben Atemprobleme. "Sehr ungesund" oder sogar "gefährlich" sei das, sagt die App, die die Luftqualität angibt.
Es sollte weniger Verkehr geben, sagt ein Mann, das wäre gut. Doch es sind nicht nur die Autos, Lastwagen und Busse, die gibt es das ganze Jahr über. Jetzt im Spätherbst verbrennen Bauern um Delhi herum ihre Ernteabfälle, tausende Brände verpesten die Luft.
Großteil des Stroms noch mit Kohle produziert
Wegen des kühleren Wetters zieht der Rauch nicht so ab wie sonst. Viele Industrieanlagen haben zudem keine Filter an ihren Schornsteinen - und 70 Prozent des Stromes werden in Indien noch mit Kohle produziert. Klar sei das nicht gut, man dürfe es Staaten wie Indien aber auch nicht verbieten, sagt ein Passant - wie das gerade auf dem Klimagipfel in Glasgow versucht worden sei.
Das ist unfair für die Entwicklungsländer, wenn man sagt: Hört auf Kohle zu nutzen, wir müssen die Welt retten. Das geht so nicht. Wie müssen das gemeinsam tun. Der Klimagipfel war zwar schon gut, aber wir müssen trotzdem besser werden.
Am Wochenende kündigte der Ministerpräsident von Delhi, Arvind Kejriwal, an, dass die Schulen nun eine Woche lang geschlossen sind. Kinder sollen nicht mehr rausgehen und verschmutzte Luft einatmen. Dabei waren sie erst am 1. November nach einer langen Corona-Pause wiedergeöffnet worden. Weitere Maßnahmen: Bauarbeiten wurden gestoppt, Beamte sollen von zuhause aus arbeiten, und das Oberste Gericht macht Druck in Richtung eines vollständigen Smog-Lockdowns.
Der neue Smogturm von Delhi jedenfalls wird alleine nicht viel ausrichten können. Wenn das Projekt aber erfolgreich sei, würden 236 Türme dieser Art gebaut in ganz Delhi, sagt der Techniker. Klar ist: Der Smogturm braucht selbst viel Strom. Wieviel genau, wisse man aber erst, wenn die erste Rechnung komme. Schließlich sei er erst einen Monat in Betrieb. Und dieser Strom ist ziemlich sicher kein sauberer, sondern kommt aus einem der zahlreichen Kohlekraftwerke.