Ein mutmaßlicher Müllballon aus Nordkorea auf einem Feld in Südkorea

Südkorea warnt Bevölkerung Nordkorea schickt erneut Müllballons

Stand: 21.07.2024 08:58 Uhr

Südkorea beschallt mit Propaganda, Nordkorea schickt Ballons mit Müll: Das Verhältnis der beiden Staaten ist aktuell wieder angespannter. Nun sind neue Müllballons aus dem Norden unterwegs.

Nordkorea hat südkoreanischen Angaben zufolge wieder mit Müll bestückte Ballons über die Grenze geschickt. "Der Norden startet eine weitere Sendung Müll tragender Ballons", erklärte der südkoreanische Generalstab. Den Angaben nach flogen die Ballons in Richtung der nordwestlichen Provinz Gyeonggi.

Der Generalstab wies die Menschen an, nicht in "direkten Kontakt mit den Objekten" zu kommen, sondern die Polizei oder das Militär zu informieren, sollten sie welche entdecken. Seit Ende Mai hat Nordkorea bereits weit mehr als 1.000 mit Abfallprodukten und teils mit Gülle gefüllte Ballons nach Südkorea geschickt.

Psychologische Kriegsführung auf beiden Seiten

Die Ballons sind nach Angaben aus Pjöngjang eine Reaktion auf Propaganda-Ballons südkoreanischer Aktivisten. Erst am Donnerstag hatte die südkoreanische Regierung in Seoul erneut auf Mittel der psychologischen Kriegsführung zurückgegriffen und über Lautsprecheranlagen an der Grenze die Propaganda-Beschallung des abgeschotteten Nachbarlandes gestartet.

Die nordkoreanische Führung wertet solche Aktionen als schwerwiegende Provokation. Südkorea will die Beschallung ausweiten, sollte der Norden weiterhin Müllballons über die Grenze schicken. "Wir können die Zahl der Lautsprecher in den Grenzregionen erhöhen, falls der Norden seine Provokationen fortsetzt", sagte ein Militärvertreter der Nachrichtenagentur Yonhap. 

Theoretisch immer noch im Krieg

Angesichts der wachsenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel beschloss Südkoreas Regierung zuletzt, ein Militärabkommen mit Nordkorea von 2018 über vertrauensbildende Maßnahmen an der Grenze auszusetzen. Das Abkommen zielte darauf ab, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abzubauen und eine unbeabsichtigte Eskalation zu vermeiden, insbesondere entlang der stark befestigten Grenze. Mit dem Aussetzen macht Seoul unter anderem den Weg für die Wiederaufnahme von Militärübungen nahe der militärischen Demarkationslinie frei.

Nach einer zwischenzeitlichen Phase der Deeskalation hat der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel in der jüngeren Vergangenheit wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Seit Anfang 2022 testet Nordkorea verstärkt atomwaffenfähige Raketen und andere Waffen. Südkorea und die USA haben unterdessen ihre Militärkooperation ausgebaut. Die beiden Koreas befinden sich theoretisch immer noch im Krieg, da der Konflikt von 1950 bis 1953 mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete.