Coronavirus in China Lockerungen verunsichern Bevölkerung
Die Corona-Infektionszahlen sind in China so hoch wie seit April nicht mehr. Aber die Regierung hat jüngst Lockerungen angekündigt. Nach Jahren der Null-Covid-Politik sorgt das für Unsicherheit.
Es sind Bilder von chaotischen Szenen, die sich Anfang der Woche im Internet verbreiten. Zu sehen ist, wie Menschen in der südchinesischen Metropole Guangzhou durch die Straßen stürmen, Barrieren durchbrechen und mit den in weißen Schutzanzügen gekleideten Helfern gemeinsam protestieren.
Die Stadt mit etwa 15 Millionen Einwohnern ist zum Teil abgeriegelt. Sie ist derzeit die Stadt mit den meisten Infektionen in China, was Spekulationen über eine Ausweitung der lokalen Abriegelungen angefacht hat. Zuletzt wurden dort mehr als 6000 Neuinfektionen am Tag gemeldet.
Viele Neuinfektionen - viel gegensätzliche Politik
Während China mit dem größten Corona-Ausbruch seit dem Frühjahr zu kämpfen hat, könnte die Corona-Politik der chinesischen Staats- und Parteiführung gerade widersprüchlicher nicht sein.
Vor rund einer Woche erst hat China Lockerungen und Neustrukturierungen in seiner Corona-Politik verkündet - und das, obwohl die Zahl die Neuinfektionen im Land so hoch ist wie seit dem Lockdown in Shanghai im April nicht mehr. Die Einreisequarantäne wurde zum Beispiel auf fünf Tage in einer zentralen Einrichtung verkürzt und es soll gezielter getestet werden - nicht mehr in regelmäßigen Massentests.
Teststationen schließen
In der Hauptstadt Peking zum Beispiel wurden in den vergangenen Tagen teilweise schon die Corona-Teststationen geschlossen, was bei den Bewohnern für Verwunderung sorgt.
Denn gleichzeitig mussten sie im Supermarkt, im Restaurant und in öffentlichen Verkehrsmitteln noch ein negatives Testergebnis vorweisen. An den verbliebenen Teststationen gab es deshalb lange Schlangen.
Drei Jahre lang waren solche Bilder in China Alltag. Das soll sich nun ändern.
Noch sind die Neuregelungen unklar
Genau ausdefiniert scheint der künftige Weg der chinesischen Corona-Politik noch nicht zu sein, und das sorgt für Verwirrungen in verschiedenen Städten.
In Peking äußern sich Bewohner skeptisch zu einer möglichen Öffnung des Landes. "Ich denke, die Regierung wird die Beschränkungen nur schrittweise und nicht zu plötzlich lockern. Es geht nur langsam, Schritt für Schritt.“, sagt einer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Ein anderer Anwohner wünscht sich zwar eine Öffnung, "aber auch nach der Öffnung müssen wir meiner Meinung nach wachsam bleiben". Die Menschen wollten alle sicher sein. "Ich hoffe, dass die Regierung dafür sorgen kann, dass die Menschen geschützt sind, wenn das Land sich öffnet."
Erste Lockerungen als Testballons
Auch in der nordchinesischen Elf-Millionen-Stadt Shijiazhuang wurden in den vergangenen Tagen die kostenlosen Corona-Teststellen geschlossen. Öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufszentren, Restaurants und Bürogebäude prüfen zum Teil nicht mehr, ob ein negatives Testergebnis vorliegt, wie es in vielen Städten üblich ist.
Manche sehen die Stadt deshalb als Testfall für einen allmählichen Rückzug von Chinas strikter Null-Covid-Strategie. Sowohl in Shijiazhuang als auch in Peking wurde das jetzt wieder rückgängig gemacht, Teststationen wurden teilweise wieder geöffnet.