Kaschmir-Konflikt Pakistan warnt vor Krieg
Pakistans Premierminister Khan warnt vor einer Eskalation in Kaschmir. Indien hatte der umstrittenen Region zuvor ihren Sonderstatus entzogen und damit das Gewaltpotenzial erhöht.
Ist die Welt bereit für einen Atomkrieg? Nachdem die pakistanische Armeeführung gestern angekündigt hatte, sie sei bereit zum Äußersten zu gehen, um die Muslime in Kaschmir zu unterstützen, hat Pakistans Premierminister Imran Khan vor einer Eskalation gewarnt und zur Vernunft aufgerufen.
Er sei nicht bereit mit Atomwaffen zu drohen, sagte Khan im Parlament in Islamabad:
Wenn wir bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, was für ein Krieg wird das dann sein? Das wird ein Krieg, bei dem es keine Sieger gibt, nur Verlierer. So ein Krieg würde die ganze Welt betreffen. Und ich bin auch nicht bereit, mit Atomwaffen zu drohen. Wir sollten zwar auf das Schlimmste vorbereitet sein, aber ist die Welt bereit für das Schlimmste?
Pakistan wirft Indien Provokation vor
Der pakistanische Premierminister warf der indischen Regierung vor, mit der Aufhebung des Sonderstatus von Kaschmir, Widerstand und Gewalt zu provozieren. Militante Gruppen könnten dies leicht zum Anlass nehmen, Anschläge zu verüben - und dann würde Indien wieder Pakistan verantwortlich machen: "Sie werden uns angreifen, und dann müssen wir reagieren. Und was dann? Das alles kann zu einem Krieg führen."
In Srinagar, der Hauptstadt des indischen Teils von Kaschmir und Umgebung gilt nach wie vor quasi der Ausnahmezustand. Das Internet ist blockiert, Telefon und Mobilfunk sind abgeschaltet, es gilt ein Versammlungsverbot und auf den Straßen überall Checkpoints der Armee.
Mehrere führende Regionalpolitiker wurden ohne Angabe von Gründen in Haft genommen. Offenbar wird befürchtet, dass sie Demonstrationen der einheimischen Bevölkerung organisieren könnten.
UN reagiert besorgt
Die Vereinten Nationen reagierten mit Besorgnis. Die flächendeckende Einschränkung der Kommunikation könne die Lage drastisch verschlechtern, sagte der Sprecher des Hohen Flüchtlingskommissariats in Genf, Rupert Colville.
Die UN-Vereinbarung für politische und bürgerliche Rechte, die auch von Indien unterzeichnet wurde, garantiere das Recht der freien Meinungsäußerung und das Recht auf Information, so Colville. "Einschränkungen sind zwar in Ausnahmefällen zulässig, doch müssen solche Maßnahmen begründet und angemessen sein. Die Tatsache, dass im Moment überhaupt keine Informationen aus Kaschmir herauskommen, ist Grund zu großer Sorge."
Im indischen Parlament wurde gestern Abend die Entscheidung der Regierung, zur Abschaffung des Sonderstatus von Kaschmir, bestätigt. Die Anhänger von Premierminister Modi feierten die, wie es hieß, offizielle Eingliederung Kaschmirs in die indische Union.