Achttausender in Pakistan Behörde untersucht Tod eines Bergträgers am K2
Nach dem Tod eines Gebirgsträgers am zweithöchsten Berg der Erde, dem K2, hat die zuständige Regionalregierung nun eine Untersuchung angeordnet. Haben Bergsteigerteams dem Pakistaner Hilfe verweigert?
Was ist auf dem zweithöchsten Berg der Erde, dem K2, genau passiert? Das soll nun eine Untersuchungskommission in Pakistan nach dem Tod eines 35-jährigen pakistanischen Bergträgers klären. Dafür würden heute bereits Zeugen gehört, sagte Rahat Karim Baig, Mitglied einer Untersuchungskommission, der Nachrichtenagentur dpa. "Die wichtigste Aussage wäre die des anderen Höhenträgers, der mit dem toten Träger das Seil befestigte und ihn fallen sah", so Baig. Auch die Rolle professioneller Touranbieter solle untersucht werden.
Vor rund zwei Wochen war der pakistanische Bergträger Mohammed Hassan am Achttausender K2 gestürzt und schließlich ums Leben gekommen. Laut der Touristenbehörde in der nördlichen Provinz Gilgit-Baltistan war Hassan das erste Todesopfer dieser Saison am K2.
Videos in sozialen Netzwerken empören
Sein Tod löste einen Aufschrei aus, nachdem Videos in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, die ihn am Unglücksort noch am Leben zeigten. Die Aufnahmen sollen unter anderem zeigen, wie andere Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel über den Körper des Mannes steigen.
Eine bulgarische Bergsteigerin äußerte gegenüber der Netzzeitung "Explorersweb", dass der Mann gestürzt sei. In der Zeitung äußerte ein Sherpa, der ebenfalls vor Ort war, dass offenbar die Sauerstoffmaske des Bergträgers beim Sturz zerbrochen sei.
Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung
"Es ist bedauerlich, dass niemand anhielt, um dem sterbenden Mann zu helfen", sagte Abu Zafar Sadiq, Präsident des pakistanischen Alpinclubs. Mehrere Lawinen seien am Unglückstag an einem Engpass am K2 ausgelöst worden, der schwierigsten und tödlichsten Stelle vor dem Gipfel. Vielleicht seien deshalb Bergsteiger selbst nicht zur Hilfe geeilt, sagte Sadiq weiter. "Einige der Bergsteiger wurden von den Lawinen getroffen, aber zum Glück wurde niemand mitgerissen", sagte Sadiq. "Ein weiterer Grund könnte sein, dass Menschen sich beeilen wollen, um ihren Traum zu erfüllen, wenn sie nur noch wenige Meter von ihrem Ziel entfernt sind. Wie auch immer die Umstände waren, jemand hätte dem armen Kerl helfen müssen", sagte Sadiq.
Auch ein Bergsteiger aus Tirol und ein deutscher Kameramann waren am Tag des Unglücks am K2, wie die österreichische Zeitung "Der Standard" berichtete. Von dem Vorfall bekamen sie demnach zunächst nichts mit. Auf einer Drohnenaufnahme sollen sie dann den im Sterben liegenden Träger Hassan gesichtet haben, als sie bereits ins Basislager zurückgekehrt waren. "Er ist dort elendig verreckt. Es hätte nur drei, vier Leute gebraucht, ihn runterzubringen", zitierte die Zeitung den Tiroler Bergsteiger Wilhelm Steindl.
Die norwegische Bergsteigerin Kristin Harila bestieg ebenfalls am Unglückstag im Rahmen einer Rekordjagd den K2. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" erzählte Harila vor rund einer Woche vom Absturz Hassans. "Er hing kopfüber in seinem Seil. Nach unserem Abstieg haben wir erfahren, dass er gestorben ist."
Wiederholt tödliche Unfälle auf Achttausendern
Immer wieder kommt es im pakistanischen Gebirge und den angrenzenden Ländern im Himalaya zu tödlichen Unfällen. Der 8611 Meter hohe K2 in Pakistan ist der zweithöchste Berg der Erde und gilt als extrem schwierig. Gründe sind unter anderem die steile Route und die Lawinengefahr.
Mit Informationen von Peter Hornung, ARD-Studio Neu-Delhi