Putin besucht Nordkorea "Russland muss jetzt etwas zurückgeben"
Putin und Kim haben sich erst im vergangenen September in Russland gesehen. Nun reist der russische Staatschef nach Nordkorea. Die Beziehungen waren lange deutlich distanzierter. Ein Experte erklärt den Wandel.
Der Besuch Wladimir Putins in Pjöngjang folgt auf ein Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vergangenen Herbst in Russland. Für den russischen Präsidenten gehe es nicht nur darum, zu zeigen, dass er noch Freunde habe, meint James Brown von der Temple Universität in Tokio.
Brown erinnert daran, das Nordkorea Russland in seinem Krieg in der Ukraine "sehr intensiv" mit viel militärischem Gerät unterstützt habe. "Russland muss jetzt etwas zurückgeben", und der Besuch in Pjöngjang sei dafür "ein Weg" - neben weiterer Hilfe für Kims Waffen- und Satellitenprogramm.
Weiter werde Putin allerdings nicht gehen, ist Brown überzeugt. Eine Unterstützung für das nordkoreanische Atomprogramm sei für ihn tabu.
Eine Folge nüchterner Erwägungen
Kim und Putin verbinde eine Zweckgemeinschaft, keine Freundschaft, meint Brown, auch wenn sich Putin und Kim redlich bemüht hätten, beim jüngsten Treffen einen anderen Eindruck zu vermitteln. So habe Putin Kim die gleiche Luxuslimousine geschenkt, in der er selbst gerne fahre.
Aber das sei "nur Augenwischerei". Als Russland vor einigen Jahren noch mehrere Optionen hatte, sei es nicht an Nordkorea interessiert gewesen. Russland habe lange auch die UN-Sanktionen gegen das Land mitgetragen.
Auch Kim Jong-Un fährt nun in einem Aurus Senat durchs Land - eine russische Luxus-Limousine, die Rolls-Royce, Bentley und Maybach Konkurrenz machen soll.
Die beiden würden auch vom Typ her schlicht nicht zueinander passen, meint der Politologe. Putin betone immer die Gesundheit und sein Interesse für Sport - und das könne man schwerlich über Kim Jong Un sagen, der Kette raucht und deutlich Übergewicht habe.
Der Politikprofessor schätzt, dass beide vielleicht am Ende irgendeine Vereinbarung unterzeichnen werden, bezweifelt aber, dass es eine Neuauflage eines Freundschaftsvertrages geben wird, in dem sich beide etwa versichern, dem anderen in einer Notsituation zu Hilfe zu kommen.
Russland habe kein Interesse daran, in einen neuerlichen Koreakrieg hineingezogen zu werden. Ebenso wenig wie eine Unterstützung Russlands für China bedeute, dass Moskau automatisch in einen militärischen Konflikt um Taiwan involviert werde.
Die Sicht der Volksrepublik
Die Volksrepublik China wiederum beobachte die Kooperation der beiden Länder eher distanziert, meint Brown. Als der ehemalige russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu im September trilaterale Militärübungen zwischen Russland, der Volksrepublik und Nordkorea vorgeschlagen hatte, habe die chinesische Seite darauf sehr zurückhaltend reagiert.
Die USA hätten das als neue Achse des Bösen sehen können - und das habe China vermeiden wollen.
In einer früheren Version dieser Meldung stand im Teaser dazu, das Treffen von Kim und Putin im vergangenen Jahr habe in Moskau stattgefunden. Tatsächlich trafen sich beide im September im Osten Russlands. Wir haben dies korrigiert.
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