Nach Messerattacke auf Autor "Rushdie selbst ist verantwortlich"
Der Iran hat jegliche Verbindung zu dem Mann abgestritten, der Salman Rushdie angegriffen hat. Stattdessen machte ein Ministeriumssprecher den Autor selbst für den Angriff verantwortlich. US-Außenminister Blinken kritisierte den Iran.
Nach dem Messerangriff auf den Schriftsteller Salman Rushdie hat der Iran jegliche Verstrickung in die Tat zurückgewiesen. "Es gibt keine Verbindung zwischen dem Iran und dem Täter", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani, wie die iranische Nachrichtenagentur Isna berichtete. Rushdie habe mit seinem Werk nicht nur den Iran, sondern Muslime weltweit beleidigt, sagte Kanaani.
"Bei diesem Angriff ist niemand anderer als Salman Rushdie und seine Unterstützer verantwortlich zu machen oder gar zu verurteilen", sagte Kanani. Niemand habe das Recht, der Islamischen Republik Iran die Schuld zuzuweisen, so Kanaani in Teheran. Indem er die heilige Sache des Islam beleidigt und damit für mehr als 1,5 Milliarden Muslime und ihre Anhänger die roten Linien überschritten habe, habe sich Rushdie "selbst dem Volkszorn ausgesetzt. Rushdie selbst ist für den Anschlag verantwortlich."
Iranischer Revolutionsführer rief zur Tötung auf
Neben dem mutmaßlichen 24-jährigen Täter steht zunehmend auch die iranische Führung in der internationalen Kritik. Wegen Rushdies Werks "Die satanischen Verse" aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini zur Tötung des Autors aufgerufen.
Er warf Rushdie vor, in seinem Roman den Islam, den Propheten und den Koran beleidigt zu haben. Jahrelang lebte Rushdie unter strengem Polizeischutz an immer wieder wechselnden, geheimen Orten. Seit einiger Zeit führte er aber wieder ein relativ normales Leben und trat immer wieder in der Öffentlichkeit auf.
US-Außenminister Blinken kritisiert Iran
US-Außenminister Antony Blinken würdigte die Standhaftigkeit des Autors und kritisierte zugleich den Iran. Rushdie sei immer wieder für die universellen Rechte der Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit eingetreten, sagte Blinken in Washington. Doch "böse Kräfte" versuchten, diese Rechte durch Hassrede und Aufwiegelung zur Gewalt zu unterminieren. Speziell staatliche iranische Einrichtungen hätten über Generationen zu Gewalt gegen den Schriftsteller aufgerufen. Die internationale Gemeinschaft müsse geschlossen gegen diejenigen vorgehen, die allgemeine Rechte infrage stellten.
Der britisch-indische Autor Rushdie war am Freitag bei einer Lesung in Chautauqua im US-Bundesstaats New York von einem Mann mit einem Messer angegriffen worden. Seitdem wird er in einem Krankenhaus behandelt. Rushdie wird seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt. Zu dem Angriff hat die Polizei noch kein Tatmotiv bestätigt. Lokale Medien berichteten jedoch, dass der Mann in der Vergangenheit "Sympathien für schiitischen Extremismus" gezeigt haben soll.
Mit Informationen von Antje Passenheim, ARD-Studio New York